Tod in Kinderklinik: Nach Fehlern folgt neue Struktur

An der Innsbrucker Kinderklinik soll ein neues Strukturkonzept umgesetzt werden.
An der Innsbrucker Kinderklinik soll ein neues Strukturkonzept umgesetzt werden.(c) APA/ROBERT PARIGGER (ROBERT PARIGGER)
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Nach dem Tod eines dreijährigen Mädchens ist man in der Innsbrucker Kinderklinik "wild entschlossen", ein neues Strukturkonzept umzusetzen. Dieses soll ab 2012 Schritt für Schritt realisiert werden.

Nach dem Tod eines dreijährigen Mädchens an der Innsbrucker Kinderklinik Mitte Oktober und angeblichen weiteren Fällen von Behandlungsfehlern haben die Verantwortlichen am Mittwoch ein neues Strukturkonzept mit "sofort umsetzbaren Maßnahmen" präsentiert. In den kommenden zwei Wochen sollen eine zentrale Diensteinteilung, ein fixer Kinderkardiologe auf der Intensivstation, eine bessere Kommunikation zwischen den Kliniken sowie eine Dokumentation realisiert werden, kündigte Alexandra Kofler, ärztliche Direktorin des landeseigenen Krankenhauserhalters Tilak, an.

Die zentrale Diensteinteilung solle die Möglichkeit bieten, Mitarbeiter schnell und unbürokratisch dort einzusetzen, wo Ressourcen benötigt werden. Weiters werde die Ambulanz der Kinderklinik personell aufgestockt. Laut Kofler müsse auch die Schnittstellenproblematik gelöst und das Beschwerdemanagement durch eine engere Zusammenarbeit mit der unabhängigen Tiroler Patientenvertretung verbessert werden.

"Haben individuelle Fehler gemacht"

"Wir haben individuelle Fehler gemacht, die nicht von der Hand zu weisen sind", gestand die ärztliche Direktorin im Fall des dreijährigen, nach einer 46-stündigen Narkose an einem Multiorganversagen verstorbenen Kindes ein. Auf der Klinik müsse wieder mehr Einigkeit herrschen, das Sicherheitsnetz - damit menschliches Versagen aufgefangen werde können - müsse verstärkt werden, forderte sie.

Bereits im ersten Quartal 2012 soll laut Herbert Lochs, Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, die neue Struktur an der Kinderklinik von einer "Übergangsberufung" umgesetzt werden. Diese lediglich für rund zwei Jahre interimistische Besetzung - bis die Ausschreibung für eine langfristige Leitung überdauert ist - soll in dieser Zeit das Strukturkonzept Schritt für Schritt realisieren. Dabei soll die Kinder- und Jugendheilkunde von fünf auf drei Kliniken (Klinik für Pädiatrie, Klinik für pädiatrische Kardiologie und Pulmologie, Klinik für Neonatologie) reduziert werden. Für diese von einer "außenstehenden, unbelasteten" Person vorübergehend besetzte Position wollte Lochs noch keinen Namen nennen, er habe allerdings bereits mit "etlichen Leuten" gesprochen.

"Behäbige" Uni-Gremien

Für längerfristig eine Person mit den notwendigen Führungs- und Fachkompetenzen für die Kinderklinik zu finden, werde allerdings nicht einfach, befürchteten der Rektor und die ärztliche Direktorin. Immerhin bestehe dieses "Problem an der Kinderklinik beinahe seit 20 Jahren", gestand Lochs ein. "Der Ruf der Kinderklinik ist kein guter und in einen Scherbenhaufen reinzugehen, wird sich nicht so schnell jemand antun", fügte Kofler hinzu. Laut Tilak-Vorstandsdirektor Andreas Steiner sei man "wild entschlossen", die neuen Strukturen, die bereits 2008 im Gespräch waren, jetzt umzusetzen. Es liege nur mehr an den "behäbigen" Gremien der Medizinischen Universität, die das Konzept noch absegnen müssten.

(APA)

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