Er war Popstar und Lyriker, sang dunkelgraue Lieder wie "Komm großer schwarzer Vogel". Mit 65 Jahren schied Ludwig Hirsch aus dem Leben.
Bekannt wurde Ludwig Hirsch mit düsteren und morbiden Liedern wie "Komm großer schwarzer Vogel", sein Debütalbum nannte er "Dunkelgraue Lieder". Mit 65 Jahren ist Ludwig Hirsch gestorben. Das bestätigte die Ehefrau des Sängers, die Schauspielerin Cornelia Köndgen. Demnach ist der Künstler in der Nacht auf heute, Donnerstag, verstorben. Eine Angabe zur Todesursache machte die Familie nicht. Die Polizei geht von Selbstmord aus. Hirsch wurde unter einem Fenster im Wiener Wilhelminenspital gefunden. Er soll dort wegen Lungenkrebs behandelt worden sein, berichtete die Mittags-"ZiB".
Traurige und sarkastische Chansons
Hirsch, am 28. Februar 1946 im steirischen Hartberg geboren und aufgewachsen in der Leopoldstadt, besuchte die Schauspielschule Krauss. Er spielte Theater, bevor er als Barde Säle füllte. Mit seinen traurigen oder sarkastischen Chansons scharte er eine treue Gemeinde um sich.
Das Theater führte ihn zunächst nach Deutschland, bevor er 1975 zum Ensemblemitglied in der Wiener Josefstadt wurde. Kurze Zeit darauf folgte der Start seiner Musikkarriere: Auf sein Debüt sollten bis heute mehr als 20 Platten folgen. Das letzte genuine Album "In Ewigkeit Damen" erschien 2006, drei Jahre darauf folgte ein Hörbuch mit "Weihnachtsgeschichten". Er war auch in Film und TV zu erleben: von "Hotel Sacher" bis "Polt".
Der österreichische Liedermacher Ludwig Hirsch ist tot. Der 65-Jährige wurde am 24. November unter einem Fenster im Wilhelminenspital tot aufgefunden, die Polizei geht von Selbstmord aus. Noch im Frühjahr diesen Jahres war er im Rahmen seiner "Gänsehautnah"-Tour auf österreichischen, deutschen und schweizer Bühnen zu sehen. Es sollte für seine Fans die letzte Gelegenheit sein, die düsteren Songs von Ludwig Hirsch live zu erleben. (c) APA (HEIDI NERATH)
Den Durchbruch konnte der Chansonnier bereits mit seinem Debütalbum im Jahr 1978 feiern: Es waren "Dunkelgraue Lieder", die ihn seine ganze Karriere über begleiteten sollten, wie auch seine Nummern von inhaltlicher Morbidität und Hintergründigkeit gekennzeichnet waren. Aber auch feine Zwischentöne gehörten zu Hirschs Repertoire. (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
Bevor die Musik zum Mittelpunkt seines Lebens wurde, absolvierte der am 28. Februar 1946 im steirischen Hartberg geborene Hirsch ein Grafikstudium an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und besuchte die Schauspielschule Krauss. Das Theater führte ihn zunächst nach Deutschland, bevor er 1975 zum Ensemblemitglied in der Wiener Josefstadt wurde. (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
Kurze Zeit darauf folgte der Start seiner Musikkarriere: Auf sein Debüt sollten bis heute mehr als 20 Platten folgen. Das letzte genuine Album "In Ewigkeit Damen" erschien 2006, drei Jahre darauf folgte ein Hörbuch mit "Weihnachtsgeschichten". (c) ORF (Ali Schafler)
Im vergangenen Herbst ging Hirsch auf Tour, "Vielleicht - zum letzten Mal", so der Titel. Es sollten aber noch die diesjährigen Konzerte gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Johnny Bertl folgen, die einen Überblick über die knapp 30-jährige, kreative Schaffensphase des Sängers boten. (c) ORF (Hubert Mican)
Neben der Neuauflage seines gesamten Werkkatalogs gibt es auch die "Größten Hits aus 20 Jahren" (1997), dem Livemitschnitt "Dunkelgrau" (1999) oder der Werkschau "Ausgewählte Lieder" (2004). Im Rückblick auf sein Schaffen meinte Hirsch einmal, dass er "immer wieder positiv überrascht" wurde: Es gebe "uralte Lieder, in die bin ich immer noch verliebt". (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
Der Liedermacher wurde auch mehrfach ausgezeichnet: 2002 gab es für das Album "Perlen" eine goldene Schallplatte, ebenso wie für "In meiner Sprache" und "Sternderl Schaun" (jeweils 1992). Im Juni wurde ihm von Landtagspräsident Harry Kopietz der "Goldene Rathausmann" überreicht. Für "Perlen"erhielt er außerdem mit einen Amadeus Austrian Music Award. (c) APA/SCHAUB-WALZER/PID (SCHAUB-WALZER/PID)
Am längsten in den Charts hielt sich sein Debüt "Dunkelgraue Lieder", das gut ein Jahr in der Hitparade verweilte. Einen Nummer-1-Hit landete der Musiker: Die Single "Gel', du magst mi" erreichte 1983 die Spitze der heimischen Charts. (c) APA (PFARRHOFER Herbert)
Noch vergangenes Jahr erklärte er, dass er sich diesen Herbst für ein neues Album "hinsetzen und ein bissl grübeln" wolle. Umso tragischer erscheint heute der Text eines seiner bekanntesten Lieder, des morbiden "Komm, Grosser Schwarzer Vogel". "Bitte vergess's mich net", singt er darin. "Ist kein Grund zum Traurigsein. Weil ich werd' singen, ich werd' lachen, ich werd' "Das gibt's net" schrei'n. Weil ich werd' auf einmal kapieren, worum sich alles dreht. Ich werd' glücklich sein!" (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
Dunkelgrauer Liedermacher
Im vergangenen Herbst ging Hirsch auf Tour, "Vielleicht - zum letzten Mal", so der Titel. Es sollten aber noch die diesjährigen Konzerte gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Johnny Bertl folgen, die einen Überblick über die knapp 30-jährige, kreative Schaffensphase des Sängers boten.
"Ich kann nichts anderes als Geschichten erzählen"
Es gehe ihm immer um die Geschichte, erklärte Hirsch einmal: "Ich kann nichts anderes als Geschichten erzählen, den Leuten Bilder malen, akustisches Kino zu bieten. Es wäre schrecklich, wenn ich mich auf anderes Terrain begeben würde. Ich hab's hin und wieder versucht - und es hat absolut nicht funktioniert."
Zuletzt habe Hirsch mit dem deutschen Regisseur Joseph Vilsmaier an einem Film gearbeitet, sagte Hirschs langjähriger Manager Karl Scheibmaier. Das Projekt unter dem Arbeitstitel "Es lebe der Zentralfriedhof" sei aber nicht mehr zur Fertigstellung gelangt.
Diesen Herbst wollte sich Hirsch eigentlich für ein neues Album "hinsetzen und ein bissl grübeln", kündigte der Liedermacher im vergangenen Jahr an. Thematisch sollte es um für ihn Typisches gehen: "Träumen, Staunen, Lächeln, bissl Gänsehaut immer wieder, und das Zwicken in die Wadeln", sagte Hirsch. "Das hab ich immer gern gemacht, die Leute einzulullen, dass sie sich wohl fühlen und zum Schluss ein bissl zwicken."
Erschüttert zeigt sich die heimische Kulturpolitik und Künstlerkollegen über den Tod des Liedermachers Ludwig Hirsch. (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
Als "Teil der österreichischen Seele", würdigte Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) den Liedermacher. "Er begeisterte durch sein Anderssein in einem Umfeld, das hauptsächlich Glück und Erfolg in den Mittelpunkt stellte. Er entlarvte diese Welt als Scheinwelt und trotzte allen Anpassungsbestrebungen. Sein Erfolg war die Darstellung der Kehrseite der Leichtigkeit des Seins, seine Popularität war in der Authentizität dieser Kunst begründet." Hirsch habe "mit seinen Liedern den Zustand unserer Gesellschaft mit poetischen Texten beschrieben, dunkelgrau mit sehr erhellenden Momenten. Sein tragischer Tod beraubt Österreich einer wichtigen Stimme der Gegenkultur. Wir werden ihn als Schauspieler, Liedermacher, Erzähler und als Mensch, dem man gerne zuhörte, vermissen", so Schmied. (c) APA/HERBERT PFARRHOFER (HERBERT PFARRHOFER)
Hirsch sei ein "erfolgreicher und feinsinniger Anwalt seiner Geschichten" gewesen, sagte Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ). "Er hörte, was andere nicht hören oder nicht hören wollen; sah, was andere nicht sehen oder nicht sehen wollen." Mit seinem ersten Album "Dunkelgraue Lieder" habe "ein Humor in Österreich Einzug gehalten, dessen Gänsehaut man sich als Zuhörer nicht entziehen konnte." Mit seinen tabufreien Geschichten stehe er "in der Tradition großer Namen wie Randy Newman und Georg Kreisler, die schwarz bis bitter, bissig und zynisch, kritisch oder aggressiv ihr Umfeld pflügen". (c) APA (Herbert Neubauer)
"Mit Ludwig Hirsch geht eine weitere Legende der kritischen, hintergründigen Kunst von uns", äußerte sich Klaus Werner-Lobo, Kultursprecher der Wiener Grünen. "Das sind dunkelgraue Tage für Wien. Ich verneige mich tief vor diesem Jahrhundertkünstler, der in seinen Texten und seiner gesamten Ausdruckskraft kein Tabu scheute und damit umso unmittelbarer und mit unnachahmlicher Poesie die großen Themen des Lebens berührte." Hirsch sei "der legitime künstlerische Nachfolger eines Johann Nestroy" gewesen. "Er hat schon in seinen Liedern nie die Auseinandersetzung mit dem Tod gescheut und sich ihm nun gestellt. Unsere Anteilnahme gilt allen, die ihm nahestehen durften." (c) APA/CHRISTIAN MONTES (CHRISTIAN MONTES)
BZÖ-Kultursprecher Stefan Petzner würdigte den Verstorbenen als einen "der bedeutendsten Liedermacher des deutschsprachigen Raums. Er begeisterte und berührte seine Fans über die Grenzen Österreichs hinaus mit seinen kritischen, makaber-morbiden Texten". (c) Die Presse (Clemens Fabry)
''Er hörte, was andere nicht hören oder nicht hören wollen''