Der offizielle Abschied war für 15 Uhr am Zentralfriedhof angesetzt, schon am Morgen hatten sich zahlreiche Fans vor der Halle versammelt. Auch Prominente wie Brandauer und Werger erwiesen Hirsch die letzte Ehre.
Freunde und Fans haben dem am 24. November verstorbenen Ludwig Hirsch heute, Mittwoch, ihren Respekt gezollt. Nach der öffentlichen Aufbahrung am Wiener Zentralfriedhof folgte um 15 Uhr die offizielle Verabschiedung, zu der zahlreiche Prominente Austro-Pop-Weggefährten erwartet wurden. Laut Bestattung Wien werden unter anderem Maria Bill, Stefanie Werger, Christian Kolonovits und das STS-Bandmitglied Helmut Röhrling alias Schiffkowitz kommen.
Auch Klaus Maria Brandauer und der Direktor des Theaters in der Josefstadt, Herbert Föttinger, sollen an der Feier teilnehmen. Die Beisetzung der Urne des im Alter von 65 Jahren verstorbenen Künstlers erfolgt zu einem späteren Zeitpunkt im engsten Familienkreis auf dem Friedhof Gersthof.
Kondolenzbücher und Autogrammkarten
Als die Halle 2 am Zentralfriedhof Mittwochfrüh um 9 Uhr aufsperrte, hatten sich bereits eine Handvoll Menschen vor der Tür versammelt. Die vor allem älteren Personen nahmen sehr emotional Abschied von dem Künstler und trugen sich zu den Klängen seiner vertonten Geschichten in die aufgelegten Kondolenzbücher ein. Statt Trauerparten lagen Autogrammkarten auf. "Er war einfach einmalig. Schade, er ist viel zu früh von uns gegangen", meinte ein Ehepaar, das dem gebürtigen Steirer die letzte Ehre erwies.
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Abschied von einem Vorbild
Der Raum war mit zahlreichen Kränzen, die unter anderem vom Theater in der Josefstadt oder von Bürgermeister Michael Häupl (SPÖ) gespendet worden waren, geschmückt. Ein Bild von Hirsch, als er mit Sonnenbrille und Zigarette in der Hand zum Abschied winkt, hing an der Wand und eine Jacke von ihm war ausgestellt. "Er war, genauso wie Christian Kolonovits oder Georg Danzer, ein großes Vorbild für mich, aber ich bin schon immer mehr am Friedhof und muss mich verabschieden", erzählte ein 60-jähriger Mann.
"Ich höre noch jeden Tag seine Lieder"
Ein anderer Trauergast zeigte sich vom Ableben tief bewegt und sagte weinend, dass er "auch mit seiner Frau über seine Probleme reden hätte können", um dem Freitod zu entkommen. Im Anschluss an die Verabschiedung besucht der Mann das Grab seines Bruder: "Der war auch so ein großer Fan. Ich mag seine Musik auch, obwohl er so viel vom Tod singt." Eine Frau zollte dem Interpreten Respekt, dessen Anhängerin sie seit einem Konzert ist: "Ich höre noch jeden Tag seine Lieder und habe für Weihnachten noch das letzte Hörbuch in der Buchhandlung ergattert."
Der österreichische Liedermacher Ludwig Hirsch ist tot. Der 65-Jährige wurde am 24. November unter einem Fenster im Wilhelminenspital tot aufgefunden, die Polizei geht von Selbstmord aus. Noch im Frühjahr diesen Jahres war er im Rahmen seiner "Gänsehautnah"-Tour auf österreichischen, deutschen und schweizer Bühnen zu sehen. Es sollte für seine Fans die letzte Gelegenheit sein, die düsteren Songs von Ludwig Hirsch live zu erleben. (c) APA (HEIDI NERATH)
Den Durchbruch konnte der Chansonnier bereits mit seinem Debütalbum im Jahr 1978 feiern: Es waren "Dunkelgraue Lieder", die ihn seine ganze Karriere über begleiteten sollten, wie auch seine Nummern von inhaltlicher Morbidität und Hintergründigkeit gekennzeichnet waren. Aber auch feine Zwischentöne gehörten zu Hirschs Repertoire. (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
Bevor die Musik zum Mittelpunkt seines Lebens wurde, absolvierte der am 28. Februar 1946 im steirischen Hartberg geborene Hirsch ein Grafikstudium an der Universität für Angewandte Kunst in Wien und besuchte die Schauspielschule Krauss. Das Theater führte ihn zunächst nach Deutschland, bevor er 1975 zum Ensemblemitglied in der Wiener Josefstadt wurde. (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
Kurze Zeit darauf folgte der Start seiner Musikkarriere: Auf sein Debüt sollten bis heute mehr als 20 Platten folgen. Das letzte genuine Album "In Ewigkeit Damen" erschien 2006, drei Jahre darauf folgte ein Hörbuch mit "Weihnachtsgeschichten". (c) ORF (Ali Schafler)
Im vergangenen Herbst ging Hirsch auf Tour, "Vielleicht - zum letzten Mal", so der Titel. Es sollten aber noch die diesjährigen Konzerte gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Johnny Bertl folgen, die einen Überblick über die knapp 30-jährige, kreative Schaffensphase des Sängers boten. (c) ORF (Hubert Mican)
Neben der Neuauflage seines gesamten Werkkatalogs gibt es auch die "Größten Hits aus 20 Jahren" (1997), dem Livemitschnitt "Dunkelgrau" (1999) oder der Werkschau "Ausgewählte Lieder" (2004). Im Rückblick auf sein Schaffen meinte Hirsch einmal, dass er "immer wieder positiv überrascht" wurde: Es gebe "uralte Lieder, in die bin ich immer noch verliebt". (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)
Der Liedermacher wurde auch mehrfach ausgezeichnet: 2002 gab es für das Album "Perlen" eine goldene Schallplatte, ebenso wie für "In meiner Sprache" und "Sternderl Schaun" (jeweils 1992). Im Juni wurde ihm von Landtagspräsident Harry Kopietz der "Goldene Rathausmann" überreicht. Für "Perlen"erhielt er außerdem mit einen Amadeus Austrian Music Award. (c) APA/SCHAUB-WALZER/PID (SCHAUB-WALZER/PID)
Am längsten in den Charts hielt sich sein Debüt "Dunkelgraue Lieder", das gut ein Jahr in der Hitparade verweilte. Einen Nummer-1-Hit landete der Musiker: Die Single "Gel', du magst mi" erreichte 1983 die Spitze der heimischen Charts. (c) APA (PFARRHOFER Herbert)
Noch vergangenes Jahr erklärte er, dass er sich diesen Herbst für ein neues Album "hinsetzen und ein bissl grübeln" wolle. Umso tragischer erscheint heute der Text eines seiner bekanntesten Lieder, des morbiden "Komm, Grosser Schwarzer Vogel". "Bitte vergess's mich net", singt er darin. "Ist kein Grund zum Traurigsein. Weil ich werd' singen, ich werd' lachen, ich werd' "Das gibt's net" schrei'n. Weil ich werd' auf einmal kapieren, worum sich alles dreht. Ich werd' glücklich sein!" (c) APA/HERBERT NEUBAUER (HERBERT NEUBAUER)