Schlecker: Entwarnung für Österreich

(c) AP (Joerg Sarbach)
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Die 1200 Filialen hierzulande sind von der Insolvenz nicht betroffen. Schlecker hat seine Rechnungen in Österreich bis zuletzt beglichen. In Deutschland könnten Gläubiger die geplante Sanierung verhindern.

Wien/AG./JUK. Die Drogeriemarkt-Kette Schlecker gibt vorerst Entwarnung für die profitable Österreich-Tochter: Die Anton Schlecker GmbH mit Sitz in Oberösterreich ist wie die anderen Auslandstöchter nicht von der Insolvenz der deutschen Mutter betroffen, gab das Unternehmen am Montag bekannt. Schlecker ist hierzulande mit 1200 Filialen und 3000 Mitarbeitern tätig und erzielte zuletzt rund neun Mio. Euro Gewinn.

Schlecker hat seine Rechnungen in Österreich bis zuletzt beglichen, berichten Lieferanten dem Gläubigerschutz-Verband KSV. Gegenüber Banken habe das Unternehmen kaum Verbindlichkeiten. Handelsexperte Peter Schnedlitz von der Wirtschaftsuniversität Wien geht dennoch davon aus, dass die Kette einen Gesundschrumpfungsprozess durchlaufen wird: Jede zehnte Filiale dürfte geschlossen werden. Da es sich dabei vielerorts um Standorte in schlechter Lage handle, würden diese auch vom Mitbewerb nicht übernommen werden. Neben Österreich ist Schlecker in Spanien, Frankreich und vier weiteren Auslandsmärkten tätig.

Sanierung auf wackligen Beinen

Längst nicht fix ist, ob sich die deutsche Mutter über das von ihr angestrebte Plan-Insolvenzverfahren sanieren kann. Sie reichte am Montag den Antrag auf Insolvenz beim zuständigen Amtsgericht im deutschen Ulm ein. Die Einkaufsgemeinschaft Markant AG – einer der größten Gläubiger – hat gegenüber dem zuständigen Gericht bereits Bedenken angemeldet, berichtet „FTD“. Gläubiger müssten beim Plan-Insolvenzverfahren (das zum Ziel hat, das Unternehmen zu erhalten) auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten. Dazu werden diese nur bereit sein, wenn auch die Eigentümer-Familie „einen erheblichen Beitrag leistet“, sagen Insolvenzexperten. Ob Firmengründer Anton Schlecker bereit ist, dem Unternehmen Geld zuzuführen, ist offen. „Die Familie hat in den vergangenen Jahren eine ganze Menge an Geld nachgeschossen“, sagte ein Sprecher.

Derzeit prüft das zuständige Gericht den Insolvenzantrag und wird in Kürze entscheiden, ob ein Verfahren eröffnet wird. Offen ist auch, ob dies in Form einer  Plan-Insolvenz oder einer regulären Insolvenz erfolgen wird, in der ein Insolvenzverwalter statt des derzeitigen Geschäftsführers Lars Schlecker die Zügel in den Händen hielte.

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