Sowohl der Veranstalter des WKR-Balls als auch die Demonstranten kritisierten die Polizei für ihr Vorgehen.
20 festgenommene Demonstranten und insgesamt neun verletzte Personen, so lautet die Polizei-Bilanz am Tag nach dem Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) und der Gegendemo am Freitagabend. Nachdem die Protestaktion am Heldenplatz aufgrund technischer Probleme frühzeitig beendet worden war, zogen einzelne Gruppen durch die Innenstadt und hinderten Ballbesucher auf ihrem Weg in die Hofburg. Es kam auch zu mehreren Sachbeschädigungen. Kritik an den Einsatzkräften übten am Samstag nicht nur die Demonstranten, sondern auch der Ballorganisator.
Laut Polizeiangaben nahmen rund 2500 Personen an der Kundgebung gegen den Burschenschafterball teil. Die Demo-Organisatoren sprachen von bis zu 10.000 Menschen. Laut Österreichischer Hochschülerschaft (ÖH) etwa sei das Konzept, die Aktionen an verschiedenen Standorten durchzuführen, ein "voller Erfolg" gewesen, hieß es in einer Aussendung. Das ÖH-Vorsitzteam kritisierte aber den Umgang mit den Demonstranten generell: "Die Polizei schlägt sich eindeutig auf die Seite der Burschenschafter. Dass ein erleichterter Zugang zur Hofburg wichtiger gewertet wird als ein legitimer Protest, ist empörend." SOS Mitmensch berichtete in einer Aussendung am Samstag davon, dass Aktivistinnen von einem Ballbesucher mit Pfefferspray attackiert worden seien. SOS Mitmensch zeigte sich über "das Nichteinschreiten" der Polizei "befremdet".
20 Festnahmen
Die Polizeibeamten nahmen in der Innenstadt insgesamt 20 Personen fest. Neun Demonstranten wurden wegen gerichtlich strafbarer Handlungen wie Körperverletzung, Gefährdung durch Sprengmitteln oder Widerstand gegen die Staatsgewalt und weitere elf wegen verwaltungsrechtlicher Tatbestände festgenommen. Im ersten Bezirk wurde ein Deutscher mit einem Sprengsatz in Dosenform aufgegriffen. Der Sprengsatz werde untersucht, so die Polizei. Laut deren Angaben wurden insgesamt neun Personen leicht verletzt, es handelte sich dabei um fünf Beamte, drei Ballgäste und einen Demonstranten.
Vertreter der Burschenschaft Bruna Sudetia berichteten unterdessen von einem nächtlichen "Brandanschlag" auf ihr Vereinslokal in der Wiener Strozzigasse. Mitglieder des "linken Blocks" hätten versucht, die Türe einzubrechen und diese dann in Brand gesteckt, hieß es. Laut einem Mitglied der Burschenschaft musste die Feuerwehr ausrücken.
Bundesheeruniform am Ball
Ballorganisator Udo Guggenbichler kritisierte die Einsatzkräfte und sprach von einem "demokratiepolitschen Skandal", denn die Polizei habe eine gesicherte Zufahrt der Ballgäste zur Hofburg nicht gewährleisten können. Die von der Exekutive vorgeschlagenen Routen seien nicht genügend abgesichert gewesen, Taxis seien "eingekesselt" worden. "Das ist ein vollkommenes Versagen der Polizeiführung, die anscheinend das Aggressionspotenzial unterschätzt hat", so Guggenbichler. Dessen ungeachtet sei der Ball selbst "ein wunderbares Fest für Freiheit und Demokratie" gewesen.
Für Freunde wie für Gegner hatte der heurige Ball des Wiener Korporationsrings eine besondere Bedeutung: Für die Burschenschafter war es das letzte Mal, dass sie in der Hofburg tanzen durften, ... (c) APA (Fayer)
... bei den Gegnern sorgte für besondere Aufregung, dass der Ball diesmal am internationalen Holocaust-Gedenktag stattfand. Entsprechend aufgeladen war die Stimmung schon im Vorfeld.Von Maria Kronbichler (DiePresse.com) (c) APA
Freitag, 18:30 Uhr: Verschiedene Gegner-Gruppen versammeln sich an verschiedenen Punkten Wiens. Vom Westbahnhof startet ein Demonstrationszug des Bündnisses "No WKR" (Bild). Vor der Hauptuniversität beginnt die "Offensive gegen Rechts". Und am Heldenplatz will die Plattform "Jetzt ein Zeichen setzen" ebendas. (c) Kronbichler
Ein massives Polizeiaufgebot begleitet die No-WKR-Demonstranten, die Sprechchöre gegen "Nazis" und "Burschis" skandieren. Hin und wieder fliegen Feuerwerkskörper. "Pyrotechnik ist kein Verbrechen", rufen die Demonstranten in Richtung Polizisten - die aber ohnehin nicht eingreifen. (c) Kronbichler
Mit dabei im Demozug ist eine Gruppe extra angereister Deutscher. "Die Rechtspopulisten kommen auch von überall her, da sollte man Wien nicht allein lassen", sagen sie. (c) Kronbichler
Am Ring kommt es dann zum Demo-Stau. Der Zug vom Westbahnhof bewegt sich Richtung Heldenplatz, während die Gruppe von der Hauptuni in die andere Richtung will. Kurze Zeit sind die Polizisten an der Spitze der beiden Züge ratlos. Dann weichen sie einfach zur Seite und lassen die Gruppen aufeinander zu marschieren. (c) Kronbichler
Gesittet im Rechtsverkehr marschieren die Demonstranten aneinander vorbei. (c) Kronbichler
Fast könnte man meinen, beide Demozüge skandieren denselben Spruch, doch bei genauerem Hinhören zeigt sich: Während es bei den einen (Offensive gegen Rechts) "Hoch die internationale Solidarität" heißt, ist es bei den anderen (No WKR) "Hoch die antinationale Solidarität". (c) Kronbichler
Der No-WKR-Zug findet den Heldenplatz bereits gut gefüllt vor. Laut Polizei wächst die Menge im Laufe des Abends auf 2500 Menschen, die Veranstalter zählen mehr als doppelt so viele. ((c) Kronbichler
Die angemeldete Kundgebung am Heldenplatz verläuft äußerst friedlich. Tausende Teilnehmer lauschen den Reden und Musikdarbietungen. Erstmals seit Jahren war eine Kundgebung gegen den WKR-Ball genehmigt worden. APA
Der Platz steht den Ball-Gegnern nur teilweise offen. Die Behörden haben ein weites Gelände um die Hofburg abgesperrt, um Zusammenstöße mit den Ballbesuchern zu verhindern. (c) Kronbichler
Die Ballbesucher betreten die Festräume über den Josefsplatz. Zwei Busse mit Gästen werden in der Herrengasse von einer Sitzblockade an der Weiterfahrt gehindert. (c) Dapd (Hans Punz)
Auf dem WKR-Ball sind Medienvertreter nicht erwünscht, dafür lässt die Polizei sie einige Zeit auf den Josefsplatz. Den Ballbesuchern behagt das Blitzlichtgewitter gar nicht: "Frechheit", murmelt eine Dame; "Wir werden behandelt wie Aussätzige", eine andere. (c) Kronbichler
Es handle sich um einen "stinknormalen Ball", meint ein Besucher aus Deutschland. Dass er am Holocaust-Gedenktag stattfindet, sei sicher keine Absicht, sondern "Pech". (c) Kronbichler
Gegen 21 Uhr trifft FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache ein. Und während er in der Hofburg von einem "wundervollen kulturellen Fest, das wir uns nicht nehmen lassen" spricht... ((c) Kronbichler
... lösen sich die Demos nach und nach auf. Winterliche Temperaturen und ein Stromausfall auf der Bühne des Heldenplatzes tragen ihr übriges dazu bei. (c) Kronbichler
Die Polizei zieht Bilanz: 9 Personen wurden wegen gerichtlich strafbarer Handlungen, 11 weitere wegen Verwaltungsdelikten festgenommen, drei Ballgäste und fünf Beamte wurden leicht verletzt.(Im Bild: Festnahme vor dem Volksgarten) (c) Kronbichler
Weitere Bilder von den Demos: (c) Kronbichler
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Proteste gegen den WKR-Ball
Einschreiten musste die Polizei auch auf dem Ball - aufgrund des von Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) verhängtem Uniform-Verbots für Bundesheer-Angehörige. Zumindest von einem Gast wurden die persönlichen Daten aufgenommen, er muss nun mit Konsequenzen wie etwa einer Geldstrafe rechnen. Dass die Weisung des Ministers nicht durch die Militärstreife, sondern durch die Polizei exekutiert wurde, hielt dieser für einen Skandal: "Offenbar gibt es hier keine Gewaltentrennung."
SPÖ-Altkanzler Vranitzky fühlt sich in seiner Anti-FPÖ-Haltung bestätigt: Der freiheitliche EU-Mandatar Obermayr habe mit seinem Pogrom-Sager „Geschichtsunkenntnis“ bewiesen, wie davor auch Strache.
Die Debatte über die Möglichkeit einer FPÖ-Regierungsbeteiligung wird von Heuchlern dominiert, die Demokratie sagen und den Machterhalt der SPÖ meinen.
Bei den Protesten in Wien habe „Pogrom-Stimmung“ geherrscht, meint EU-Mandatar Obermayr. Der WKR-Ball meint sei ein parteifreier Ball mit zahlreichen achtbaren Personen.
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