Die SPÖ will bisherige Anhänger der Freiheitlichen, die "Straches abstoßende Gesinnung" ablehnen, für sich gewinnen.
Die SPÖ wirbt nach der Aufregung um den "Juden-Sager" von FP-Chef Heinz-Christian Strache um möglicherweise enttäuschte Wähler der Freiheitlichen. Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter lud am Freitag "bisherige FPÖ-Wähler" ein, der Partei wegen des "rechtsradikalen Kurses" und der "mutmaßlichen Korruptionsverwicklungen" Straches den Rücken zu kehren und stattdessen seine Partei zu wählen. "Die SPÖ bittet auch ehemalige SPÖ-Wähler, die in den letzten zwei Jahrzehnten zur FPÖ abgewandert sind, zu ihrer Partei zurückzukehren", sagte Kräuter.
Die überwiegende Anzahl der FPÖ-Wähler protestiere mit ihrer Stimme gegen gesellschaftspolitische Ungerechtigkeiten und Missstände in Politik und Verwaltung, betonte Kräuter. "Straches abstoßende Gesinnung mit seiner Verhöhnung der Opfer des Naziterrors" werde dagegen "mit Sicherheit von allen anständigen FPÖ-Wählern klar abgelehnt".
Auch in der "mutmaßlichen persönlichen Verwicklung Straches in Korruption" und der "Kumpanei" mit Uwe Scheuch sieht Kräuter einen Anlass für "zahllose" Freiheitliche, die FPÖ künftig nicht mehr zu wählen.
Strache hatte am Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) einen Vergleich mit der Reichskristallnacht gezogen und erklärt: "Wir sind die neuen Juden". Als die Aussagen vom "Standard" veröffentlicht wurden, beklagte Strache eine "parteipolitisch motivierte Schlammschlacht". Die Aussagen seien aus dem Zusammenhang gerissen, der "Juden-Sager" sei nur ein Zitat von Jörg Haider gewesen.
Kickl: "Epizentrum der Heuchelei"
Die FPÖ sieht im Wähler-Abwerbeversuch durch Kräuter wenig Glaubwürdigkeit. "Diese SPÖ ist das Epizentrum der Heuchelei", meinte Generalsekretär Herbert Kickl in einer Aussendung am Freitag. "Wo war der Aufschrei der SPÖ und eines Herrn Kräuter, als ein gewisser Alfred Gusenbauer (ehemaliger SPÖ-Bundeskanzler, Anm.) im Juni 2004 im Zusammenhang mit einer aufgeheizten Stimmung während einer Nationalratssitzung davon gesprochen hat, dass in ebendiesem Nationalrat 'eine absolute Pogrom-Stimmung' geherrscht habe?"
(APA/Red.)