Orange-Chef: Kunden und Markt werden profitieren

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Orange-Chef Michael Krammer sieht den größten Synergieeffekt beim "3"-Orange-Deal in der Technik.

Orange-Chef Michael Krammer (51) erwartet von der Übernahme von Orange durch "3" (Hutchison) Vorteile für die Kunden und den Wirtschaftsstandort. Denn ohne dieser Marktbereinigung wäre der Preiskampf auf Kosten der Netzinvestitionen und der Servicequalität gegangen, meinte er am Freitag. Letztendlich bringe die Konsolidierung den Kunden günstigere statt teurere Preise. Für die Kunden ändert sich zumindest im nächsten halben Jahr nichts, beide Marken würden unabhängig voneinander weiter geführt.

Die größten Synergieeffekte durch die Übernahme von Orange durch "3" sieht Krammer in der Technik. Derzeit habe Orange rund 5.000 und "3" um die 4.000 Standorte, künftig würden lediglich bis zu 6.000 Masten benötigt.

Krammer übergibt mit Orange eines der 150 größten Unternehmen des Landes. Marktbeobachter wunderten sich bei auftauchen der Übernahmegerüchte, wie es sein könne das die profitable Orange von einem Unternehmen gekauft werde, dass selbst nach Jahren nur sehr schwer aus den Startlöchern kam. Branchenweit war erwartet worden, dass bei einer Marktkonsolidierung "3" geschluckt werde. Aber es wurde die Rechnung ohne Hutchison-Konzernchef Li Ka-Shing gemacht, der sehr viel Geld in die Hand nahm und einen gewaltigen Netzausbau initiierte sowie die Konkurrenz mit Kampfpreisen irritierte. Ka-Shing war mit 12 Jahren von China in die damalige britische Kronkolonie Hongkong geflüchtet und gilt heute als reichster Mann Asiens.

Größtes Shop-Netz

Bis Ende 2010 hatte Orange nach Eigenangaben rund 2 Mrd. Euro in Österreich investiert und damit zuletzt 99 Prozent der österreichischen Bevölkerung mit GSM und knapp drei Viertel mit UMTS/HSPA+ versorgt. Mit mittlerweile 97 Orange Shops und über 1.700 Vertriebsstellen verfügt Orange über das größte Shop-Netz aller Betreiber und ist nach Hartlauer zur größten Elektrohandelskette des Landes aufgestiegen. Dem Vernehmen nach soll sich die Orange-Mutter France Telecom nach dem Ausstieg in der Schweiz und Österreich auch von den Beteiligungen in Portugal und Rumänien trennen wollen.

Bei Zusammenschlüssen von Mobilfunkunternehmen in Österreich ist - neben den Zuständigkeiten der Wettbewerbsbehörden - vorab die Genehmigung der Telekom-Control-Kommission (TKK) einzuholen, hieß es am Freitag von der Regulierungsbehörde. Anknüpfungspunkt für die Zuständigkeit der TKK ist die Nutzung von Frequenzen, die in diesem Fall von der TKK für den Staat verwaltet werden. Prüfungsgegenstand ist der Wettbewerb. Wenn durch einen Zusammenschluss oder eine Frequenzüberlassung der Wettbewerb beeinträchtigt wird, sind entsprechende Auflagen zu verhängen. Ist aber zu befürchten, dass trotz der Auferlegung von Auflagen der Wettbewerb durch die (geänderte) Frequenzverwendung beeinträchtigt wird, ist die Änderung der Frequenznutzung zu untersagen. Bisher wurde der Regulierungsbehörde eine Übernahme noch nicht angezeigt.

Wettbewerbshüter können es sich nach APA-Informationen nur schwer vorstellen, dass auf einem Markt eine Reduktion von vier auf drei Unternehmen keine Auswirkungen auf den Wettbewerb hat. Dies gelte insbesondere für den Mobilfunksektor, von dem ein hoher Wettbewerbsdruck auch auf das Festnetz ausgehe.

Krammers Zukunft

Wie es mit ihm selbst weitergeht wollte Krammer nicht kommentieren, Chef des fusionierten Unternehmens werde er jedenfalls "sicher nicht". Der ehemalige Bundesheer-Offizier und leidenschaftliche Radfahrer hatte die Marke "tele.ring" groß gemacht und mit dem Slogan "Weg mit dem Speck" den beinharten Preiskampf in Österreich eingeläutet. Vor seinem Wechsel an die Spitze von Orange war Krammer Chef des deutschen Mobilfunkers ePlus.

Er wird branchenintern als potenzieller Nachfolger von Telekom-Chef Hannes Ametsreiter gehandelt, sollte dieser über die zahlreichen Affären in der Telekom Austria stürzen. Gestern war bekannt geworden, dass der komplette ehemalige Vorstand der Telekom in den Korruptionsskandalen von der Justiz als Beschuldigte geführt wird. Ametsreiter selbst war zu dieser Zeit allerdings nicht Mitglied des Vorstandes, sondern Marketingchef der Mobilfunktochter Mobilkom. Der Vater dreier Kinder und Hobbysportler könnte es sich nach dem seinerzeitigen Verkauf von tele.ring an T-Mobile Austria auch leisten, in den Frühruhestand zu gehen.

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