Die katholische Kirche will ihre Strategie gegen sexuelle Übergriffe weltweit bündeln. Papst Benedikt XVI. sprach von "abscheulichen Verbrechen".
Rom/Pk. Die Mauer des Schweigens und des Vertuschens ist vor zwei Jahren gefallen. Überrollt von zehntausenden Fällen sexuellen Missbrauchs, die vor allem in Deutschland, Irland, aber auch in Österreich lawinenartig an die Öffentlichkeit kamen, musste sich die katholische Kirche dem Thema stellen: Es ging um den Schutz von Kindern und Jugendlichen vor pädophilen Klerikern, es ging um den Umgang mit diesen Priestern selbst, und es ging um Maßnahmen gegen Bischöfe, die zur Wahrung des frommen Scheins lieber die kirchliche Hierarchie gedeckt haben als gegen die Kinderschänder vorzugehen.
Diese Woche nun treffen einander Vertreter von 110 nationalen Bischofskonferenzen und 30 Generalobere kirchlicher Orden in Rom. Aus Österreich ist der St. Pöltner Bischof Klaus Küng dabei. Sie wollen – unter Beratung von Fachleuten wie Psychologen oder Juristen – die Aufarbeitung, den Schutz und die Vorbeugung gegen sexuellen Missbrauch weltweit koordinieren. Die Initiative ging vom Vatikan und von der römischen Jesuiten-Universität Gregoriana aus. Anwesend sind auch Opfer pädophiler Kleriker.
„Abscheuliche Verbrechen“
Am Dienstagabend fand ein Bußgottesdienst statt, in dem die Kirche öffentlich um Vergebung bat für das, was Benedikt XVI. als „abscheuliche Verbrechen“ und „Versagen kirchlicher Autoritäten“ gebrandmarkt hat. Vatikan-Vertreter betonten vor dem Kongress mehrfach, wie entschlossen Papst und Kurie das Thema zur Chefsache gemacht hätten und „als permanente Besorgnis“ weiterbetreiben wollten.
Der Kongress will auch den Startschuss für ein Studienzentrum in München geben, das Maßnahmen und Strukturen zum Schutz von Minderjährigen in der Kirchenwelt verbreiten soll.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.02.2012)