Nach 42 Jahren Diktatur erhält die drittgrößte Stadt des Landes, Misrata, einen demokratisch gewählten Stadtrat. Die Wahl verlief "reibungslos".
Nach 42 Jahren Diktatur ist in Libyen zum ersten Mal gewählt worden. Als erste Stadt Libyens erhält Misrata, wo sich die Menschen vor einem Jahr gegen Muammar al-Gaddafi erhoben hatten, einen demokratisch gewählten Stadtrat. Der Sprecher der Wahlkommission von Misrata, Wissam al-Saghier, sagte der Nachrichtenagentur dpa am Dienstag, der Urnengang am Montag sei reibungslos verlaufen. Die Resultate lägen bereits vor. Die Namen der 28 Ratsmitglieder würden bald verkündet.
Zuletzt war die drittgrößte Stadt Libyens wie alle anderen Städte des Landes von Männern verwaltet worden, die sich während des Aufstandes gegen Gaddafi informell zusammengefunden hatten. Jetzt haben die Bürger einen neuen Stadtrat gewählt.
Nur unabhängige Kandidaten zur Wahl
Kandidiert hatten nur unabhängige Kandidaten. Parteien waren unter dem 2011 gestürzten Diktator Gaddafi verboten gewesen. Die ersten Parteien sind jetzt dabei, sich zu formieren, allerdings vor allem in der Hauptstadt Tripolis und in Benghazi.
Al-Saghier erklärte, unter den 219 Kandidaten seien drei Frauen gewesen. Eine vierte Kandidatin, die erst 25 Jahre alt gewesen sei, sei wegen fehlender "Bürgschaften" von der Wahlkommission abgelehnt worden. "Ich glaube nicht, dass eine der Frauen gewählt wurde", fügte Al-Saghier hinzu.
Auch eine Kandidatur des bisherigen Vorsitzenden des Stadtrates, Khalifa Sawawi, hatte die Wahlkommission abgelehnt. Denn Sawawi ist von Beruf Richter und in Libyen dürfen Richter keine anderen Ämter ausüben. Die Stadträte unterstehen alle dem Nationalen Übergangsrat (NTC) unter Mustafa Abdul Dschalil. Der Übergangsrat soll nach der Wahl einer Nationalversammlung im kommenden Juni aufgelöst werden.
(Ag.)