Die "überaus großzügigen Zusagen an IST Austria" stünden in Widerspruch "zur sonstigen Unterfinanzierung der Universitäten und der ÖAW".
Die Stimmen werden lauter, die nach der langfristigen Finanzierungszusage für das Institute of Science and Technology (IST) Austria in Klosterneuburg (NÖ) ähnliche Bedingungen auch für andere Spitzenforschungseinrichtungen fordern. So begrüßten am Sonntag Innsbrucker Physik-Professoren in einer Aussendung zwar die "Planungssicherheit und solide Basisfinanzierung" für das IST, sehen aber gleichzeitig eine "dramatische Schieflage" in der österreichischen Forschungslandschaft, "die wir als in Österreich erfolgreich tätige Wissenschafter nicht akzeptieren können".
Unterzeichnet ist die mit "Verteilungskampf statt gesundem Wettbewerb?" übertitelte Aussendung von so renommierten Physikern wie Peter Zoller, Rainer Blatt, Hans Briegel, Rudolf Grimm oder Olaf Reimer. Der Physik-Bereich der Uni Innsbruck und das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) zählen seit Jahren zu den weltbesten Einrichtungen in diesem Bereich.
"Weiterentwicklung blockiert"
Den Erfolgen der Innsbrucker Physik stünden aber "massive Probleme gegenüber, die eine Weiterentwicklung blockieren", heißt es in der Aussendung. Die Laborinfrastruktur leide eklatant unter dem Zustand der Gebäude, es stünden keine Räume mehr für Nachwuchswissenschaftler zur Verfügung, von langfristiger Planungssicherheit könne sowohl von Seiten der Universität Innsbruck als auch der ÖAW nicht die Rede sein, beklagen die Wissenschafter.
Der dringend benötigte Neubau "Haus der Physik" scheine in weite Ferne gerückt. Auch die vom "unterfinanzierten Wissenschaftsfonds FWF" vorbereitete Exzellenzinitiative sei auf unbestimmte Zeit verschoben worden. "So bekommen wir die Misere der österreichischen Universitäts- und Wissenschaftslandschaft mit voller Wucht zu spüren."
"Widerspruch zur Unterfinanzierung"
Die "überaus großzügigen Zusagen an IST Austria" stünden in Widerspruch "zur sonstigen Unterfinanzierung der Universitäten und der ÖAW". Die Wissenschafter fragen sich, ob es in Zukunft Strategie sein wird, "wissenschaftliche Verteilungskämpfe anzufachen, um sie dann per Dekret politisch zu entscheiden, anstatt für einen fairen Wettbewerb um Forschungsgelder zu sorgen?
Wird es nun Forschungsstrategie sein, alle exzellente Wissenschaft regional zu konzentrieren und sonst in Österreich allenfalls bessere Ausbildungsstätten zu betreiben? Oder ist, ganz optimistisch betrachtet, die großzügige Zusage an IST Austria ein wichtiger erster Schritt, um die gesamte Forschungs- und Universitätslandschaft in unserem ganzen Land auf eine gesunde Finanzierungsgrundlage zu stellen?"
Bund und Land Niederösterreich haben vor wenigen Tagen dem IST eine langfristige Finanzierungszusage in Höhe von rund 1,4 Mrd. Euro für die Jahre 2017 bis 2026 gegeben, maximal 990 Mio. Euro davon kommen vom Bund. Ein Teil des Geldes ist an die Einwerbung von Drittmittel und die Erfüllung von Qualitätskriterien gebunden. Auch der Wiener Physiker Anton Zeilinger hatte schon ähnliche Vereinbarungen für eine langfristige Finanzierung von exzellenten Gruppen an Unis und ÖAW gefordert.
(APA)