4,5 Millionen Stück Kornspitze werden weltweit täglich verkauft. Weckerl-Erfinder Backaldrin aus Oberösterreich schneidet mit. Nun droht das Linzer Unternehmen seine Vorzeigemarke jedoch zu verlieren.
Asten. Dutzende Semmeln haben die Bäckerlehrlinge heute schon mit ihren Händen zerbröselt. Bis zum Abend werden etliche dazukommen. Denn noch kracht das Gebäck aus dem neu geernteten Mehl nicht so, wie es die Kunden gewöhnt sind. Bis es soweit ist, wird in den Versuchsbäckereien von Backaldrin weiter an der Rezeptur gefeilt. Denn der oberösterreichische Betrieb ist so etwas wie der Vorbäcker der Nation.
Tausende Bäckereien in über 90 Ländern vertrauen auf die Backmischungen aus Asten bei Linz. Bekannt wurde Backaldrin aber nicht für Semmeln, sondern für seine größte Erfindung: den Kornspitz. 4,5 Millionen Stück werden weltweit jeden Tag verkauft. Und jedes Mal schneidet die Firma aus Oberösterreich mit. Verkauft werden eine Ballaststoffmischung und das Recht, die Weckerln auch Kornspitz zu nennen.
Doch nun droht die Erfolgsgeschichte zu Ende zu sein. Erst vor wenigen Wochen landete der Bescheid des Patentamts am Firmensitz: Nach über zwanzig Jahren sei Kornspitz ein Gattungsbegriff geworden und damit kein geschützter Name mehr, urteilte das Amt. Aber was bedeutet das für einen Betrieb, dessen Erfolg so eng mit einer Marke verbunden ist?
„Natürlich ist das nicht angenehm“
Österreich ist trotz sinkender Skikurszahlen eine Wintersportnation. Es ist daher fast logisch, dass auch der Weltmarktführer für Alpinski aus Österreich kommt. Mit den Brettern von Atomic gelangt man vom Berg hinunter...... (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Ralph M. Fischer)
....um ihn dann wieder mit einem Skilift vom Weltmarktführer Doppelmayr/Garaventa zu erklimmen. Das Unternehmen stellt unter "Ltw Intralogistics" übrigens auch Hochregallager her, die Standseilbahnen und Schrägaufzüge laufen unter dem Namen ABS. Man kann aber auch ohne Berg im Schnee dahingleiten....
.....wie es die meisten Langläufer auf Skiern von Fischer tun. Den Alpinisten ist die Firma aber eher durch die Skibindungen ein Begriff.Eine Alternative zum Skiurlaub ist eine Fernreise,.... (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Philipp Schalber)
....und obwohl der Flughafen Wien zwar im internationalen Vergleich eher beschaulich klein ist, kommt der Weltmarktführer bei Sicherungstechnik für Flughäfen aus Österreich.Wer statt des Flugzeuges das Schiff als Reisemittel wählt, profitiert ebenfalls von einem heimischen Produkt: (c) Frequentis GmbH/Daniel K. Gebhar (Daniel K. Gebhart)
Denn vor allem in Schiffen kommen weltweit riesige Motoren zum Einsatz. Die dort benötigten Kupplungen und Schwingungsdämpfer kommen meist von der Firma Geislinger aus Hallwang in Salzburg.Schiffe gelten aufgrund ihres hohen Spritverbrauchs allgemein eher als Umweltsünder,..... (c) EPA (Ingo Wagner)
....im Gegensatz zu strombetriebenen Fortbewegungsmitteln. Zumindest, wenn der Strom aus Solarenergie gewonnen wird: Die Firma Greenonetec stellt Kollektoren für die größten solarthermischen Anlagen der Welt her.Sonnenkollektoren sind aber in Österreich noch eher eine Seltenheit auf privaten Hausdächern.... Greenonetec
Und noch ein Weltmartkführer aus der Wintersportbranche: Isosport stellt Kunststoff-Verbundmaterialien für Skier und Snowboards her. (c) REUTERS (ILYA NAYMUSHIN)
Während Greenonetec die Sonnenkollektoren herstellt, kommen von Isovolta die meisten Spezialfolien für Photovoltaikmodule. (c) Www.BilderBox.com (Www.BilderBox.com)
Wo im Winter die Skifahrer und Snowboarder ihre Kurven ziehen, sind im Sommer oft Wanderer unterwegs. Meistens orientieren sie sich mit Karten vom Kompass Verlag. Zumindest, wenn sie kein GPS-fähiges Handy oder sonstige Navis haben.Sollte wandern einst zu langweilig werden, gibt es noch eine Alternative für die Fortbewegung in der Natur: (c) Erwin Wodicka
Seit Jahren unangefochtene Nummer 1 bei geländegängigen Motorrädern ist KTM aus Oberösterreich. Das Kürzel steht übrigens für "Kronreif, Trunkenpolz, Mattighofen". (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Josef Bollwein)
Weltmarktführer bei Lyocellfasern ist Lenzing. Im „Lyocellverfahren“ wird reine Holzcellulose physikalisch in Lösung gebracht und direkt in die Faserform rückgeführt. Lenzing
Opel hat das austrokanadische Unternehmen nicht bekommen, dafür ist Magna Powertrain Weltmarktführer für Pkw-Getriebe. Der breiten Öffentlichkeit ist Magna in Österreich vor allem durch seinen Gründer Frank Stronach (geb. Franz Strohsack) und sein Engagement bei diversen Fußballklubs ein Begriff. Magna
Nicht ganz so bekannt ist die Firma Ovotherm, Weltmarktführer bei durchsichtigen Eierverpackungen. Ovotherm
Hoch hinaus kommen Kunden von Palfinger: Die Salzburger sind Weltmarktführer bei Lkw-Kränen.Deutlich flottere Fahrzeuge nutzen die Technologie des nächsten Unternehmens: Palfinger
Pankl aus der Steiermark stellen diverse Motorenteile her, vor allem für den Einsatz in Rennfahrzeugen. Daher heißt die Firma auch "Pankl Racing Systems".
Ein mittelmäßig lustiger Witz thematisiert die Angst der USA vor der Steiermark. Denn die hätten mit "Kernöl" ein geheimes Mittel, das etwas mit Kernspaltung und Öl zu tun haben muss. Weltmarktführer bei Kürbiskernöl ist jedenfalls die Firma Pelzmann aus Wagna nahe Leibnitz. (c) APA (WOL…FGANG WEHAP)
Red Bull ist Weltmarktführer bei Energy Drinks und gleichzeitig eine der bekanntesten und wertvollsten Marken des Landes. Derzeit versucht aber der Getränkegigant Coca Cola, mit "Burn" am Markt mitzunaschen. (c) GEPA pictures (GEPA pictures/ Thomas Bachun)
Zum Thema "Burn": Weltmarktführer bei Feuerfestprodukten ist die Firma "RHIWenn es irgendwo brennt....
.....kommen oft Fahrzeuge von Rosenbauer zum Einsatz. Die Oberösterreicher rüsten weltweit Feuerwehren mit Spezialfahrzeugen aus. Rosenbauer
Als Daniel Kehlmann seinen Bestseller "Vermessung der Welt" schrieb, könnte er von der Firma "Riegl laser measurement systems" inspiriert worden sein. Denn die Produkte des Unternehmens aus Horn machen genau das: Sie vermessen die Welt. Riegl
Wenn die Zukunft der Kriegsführung und/oder Überwachung den unbemannten Flugobjekten gehört, dann hat Schiebl gute Karten: Das Unternehmen stellt unter anderem die Camcopter-Drohne her.Weltmarktführer ist Schiebl aber bei Minensuchgeräten.
Sunkid sorgt dafür, dass Doppelmayr auch in Zukunft Kunden hat: Die Tiroler stellen Liftanlagen für Kinder her.
Swarovski hat nicht nur die Kristallwelten in Wattens, Tirol. Das Unternehmen beherrscht auch den Weltmarkt von Kristallprodukten. (c) EPA (JULIENS AUCTIONS / HO)
Nein, Tupack hat nichts mit dem verstorbenen Rapper mit dem ähnlichen Namen zu tun. Die Wiener stellen Plastiktuben und Lippenstifthüllen für die Kosmetik- und Pharmaindustrie her. (c) AP (MARK LENNIHAN)
Die längsten Bahnschienen der Welt sind nur ein Produkt der oberösterreichischen Stahlkocher. Weltmarktführer sind sie bei Weichen für Bahnsysteme.Viele Bahnhöfe werden mit dem Produkt des nächsten Unternehmens gebaut: (c) APA/HANS KLAUS TECHT (HANS KLAUS TECHT)
"Wienerberger" ist der Weltmarktführer bei Hintermauerziegeln. Das sind jene, die eben für die hintere von mindestens zwei Schichten einer Mauer verwendet werden. (c) EPA (Patrick Pleuel)
Und wieder ein Unternehmen aus der Wintersportbranche. Wintersteiger rüstet Geschäfte mit Verleihsystemen für Skier, Snowboards und Schuhe aus und stellt auch Kantenschleif- bzw. Belagmaschinen für die Bretter her. Außerdem ist Wintersteiger Weltmarktführer bei speziellen Sägen und Saatmaschinen.
Licht von oben scheint durch von Pollmann betriebene Schiebedächer in die Autos der Welt, in der Nacht erhellen die Scheinwerfer des Marktführers Zizala die Straßen rund um viele Pkw. (c) Michaela Bruckberger
Weltmarktführer aus Österreich
In der Kornspitzstraße 1 in Asten hat sich seit dem Bescheid wenig geändert. Standesgemäß füllt warmer Brotduft noch den letzten Besprechungsraum auf dem Firmensitz. Und Unternehmensgründer Peter Augendopler fühlt sich in seiner Rolle als notorischer Optimist offenbar pudelwohl: „Natürlich ist so etwas nicht angenehm“, räumt der 66-Jährige gegenüber der „Presse“ ein. „Aber ich kann auch im größten Mist noch etwas Positives finden.“ So habe der Medienrummel in seinen Augen etwa dazu beigetragen, dass heute mehr Kornspitze verkauft werden als je zuvor.
Gegen den Bescheid hat der Bäcker in dritter Generation Einspruch eingelegt. Bis die endgültige Entscheidung da sei, könnten Jahre vergehen – solange ändere sich gar nichts. Zum Umsatz trage der Kornspitz weniger als ein Zehntel bei. „Die kleinen Bäcker kopieren die Backmischung längst“, sagt der Backaldrin-Chef augenzwinkernd. Grund zur Freude ist der Markenstreit dennoch nicht. Denn erst seit dem Unternehmen bei der Bäckereiausstellung 1984 mit dem Kornspitz der große Wurf gelungen ist, geht es steil nach oben. Der Kornspitz wurde berühmt – und mit ihm die Firma Backaldrin. Hält der Bescheid des Patentamts, kann künftig jedes Weckerl den Namen Kornspitz tragen. „Das kann doch nicht sein“, klagt Augendopler. Das könne eine Marke kaputt machen.
Viel Interesse hat der kräftige, grauhaarige Firmenchef aber nicht, über mögliches Unheil für sein Imperium zu reden. Lieber erinnert er sich daran, wie alles begonnen hat. Gemeinsam mit seinen Eltern gründete er als 20-Jähriger Backaldrin. „Wir hatten nichts, keine Gebäude, kein Rezept, keine Maschine, kein Geld, aber auch keine Schulden.“ Dafür aber jede Menge Willenskraft und Leidenschaft.
Entwicklungsarbeit für Bäcker
Beides hat sich der Unternehmer bis heute bewahrt. Seine Augen glühen, ganz gleich, ob er über neue Brotsorten sinniert oder von der Expansion des Unternehmens erzählt. „Bayern war immer unser großes Ziel“, erinnert sich Augendopler. Heute liefert Backaldrin Rohstoffmischungen an Bäcker und Konditoren in 90 Ländern. In Brasilien heißt der Kornspitz übrigens „Korpitz“, weil die Brasilianer keine vier Konsonanten hintereinander aussprechen können. In China und Japan heißt das Weckerl ohnehin „Edelweiß“.
Die Exportquote liegt bei 75 Prozent. Produziert wird in Jordanien und Österreich. Die Entwicklungsarbeit bleibt in Asten – und wird mit einem neuen Forschungszentrum noch verstärkt. Nach jeder Ernte müsse die Rezeptur nachjustiert werden, damit das Brot seinen typischen Geschmack behält. Den Job übernimmt Backaldrin. 7000 Bäcker kommen jährlich, um zu lernen, wie man das Backaldrin-Brot am besten bäckt. Das Modell funktioniert: Vergangenes Jahr stieg der Umsatz des 650-Mann-Betriebs auf 132 Mio. Euro.
Das Tagesgeschäft hat Peter Augendopler bereits abgegeben. Der Wirbel rund um den Kornspitz bereitet ihm keine Sorgen mehr. Der Brot-Enthusiast widmet sich lieber dem Erfinden neuer Brotsorten. Über sein Bibelbrot habe sogar der Papst getwittert, erzählt er. Jeden Tag um acht Uhr kümmert sich Augendopler um seine zweite Leidenschaft: Lehrlinge. Dann bestellt der Firmenchef die drei Teenager zum Turmrechnen gegen die Zeit zu sich. „Guter Bäcker zu sein allein reicht nicht“, sagt er. „Man muss auch rechnen können, sonst zieht man immer den Kürzeren.“
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