Raketenwissenschaftler bereiten Abschuss eines Wettersatelliten vor. Am Dienstag bestückten nordkoreanische Raketenwissenschaftler ihre neueste Schöpfung. Die Nachbarn sind beunruhigt.
Pjöngjang/Peking/Ag./La. Die Vorbereitungen für den 100. Geburtstag des „Großen Führers“ Kim Il-sung am 15. April laufen auf Hochtouren. Am Dienstag bestückten nordkoreanische Raketenwissenschaftler ihre neueste Schöpfung mit einem Wettersatelliten. Zu Kims Ehren soll die Rakete zwischen 12. und 16. April abheben, um den Flugkörper, der den wohlklingenden (und wohl unfreiwillig ominösen) Namen „Strahlender Stern“ trägt, in den Orbit zu befördern – und bei dieser Gelegenheit die Nachbarn Südkorea und Japan sowie den Rest der internationalen Gemeinschaft zu brüskieren.
Westliche Regierungen, die mit Pjöngjang über die nukleare Abrüstung verhandeln wollen, sehen hinter dem Satellitenstart den Versuch, den Test einer Interkontinentalrakete zu verschleiern, die einen atomaren Sprengkopf tragen könnte. Dies würde eine Verletzung der UN-Resolution 1874 bedeuten, die Pjöngjang Atomwaffentests oder Abschüsse ballistischer Raketen verbietet.
Für das stalinistische Regime ist die Angelegenheit eine Sache der nationalen Selbstbestimmung: Einen Satelliten zu besitzen, sei ein universelles Recht jeder Nation, sagte Ryu Kum-chol von der nordkoreanischen Raumfahrtbehörde. Obendrein werde man einen „sicheren Weg“ für den Flug ins All finden, Ängste benachbarter Staaten vor herabfallendem Weltraumschrott seien unbegründet.
Doch selbst Nordkoreas Schutzmächten China und Russland verursacht die Angelegenheit Kopfzerbrechen. In Peking sei man „besorgt und beunruhigt“, wie es Außenamtssprecher Liu Weimin formuliert. Und in Moskau sprach Außenminister Sergej Lawrow von einer „schwierigen Situation“, die mit „politischen und diplomatischen Mitteln“ gelöst werden müsse.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.04.2012)