Eine japanische Zeitung druckt Auszüge aus dem letzten Willen des verstorbenen Diktators. Der mahnt zur Vorsicht gegenüber China, spricht vom psychologischen Krieg gegen die USA und hofft auf die Lockerung der Sanktionen.
In seinem Testament ruft der verstorbene nordkoreanische Diktator Kim Jong-il sein Land auf, weiter an der Entwicklung von Atomwaffen und Raketen zu arbeiten. Vier Monate nach dem Tod des nordkoreanischen Diktators Kim Jong-il sind Details aus seinem Testament an die Öffentlichkeit gelangt. Die japanische Zeitschrift "Shukan Bunshun" zitierte am Donnerstag aus dem Dokument, in das ein Kenner der Kim-Familie Einblick hatte. Zudem mahnt er zu Wachsamkeit gegenüber seinem größten Verbündeten China und ruft zu einem Kampf gegen den Einfluss der USA auf der koreanischen Halbinsel auf.
"Haltet an dem Geist fest, dass die beständige Entwicklung und Erhaltung von Atomwaffen, ballistischen Raketen und biologischen Waffen der einzige Weg ist, den Frieden auf der nordkoreanischen Halbinsel zu wahren", heißt es laut "Shukan Bunshun" im Testament der einstigen Nummer eins Nordkoreas. Das verarmte Land, das sich seit dem Korea-Krieg in den 50er Jahren im Kriegszustand mit dem Süden befindet, gilt seit Jahren als Atommacht und will der Welt derzeit mit einem Raketenstart die Stirn bieten. Der Westen vermutet dahinter einen heimlichen Raketentest für das nordkoreanische Atomprogramm.
Psychologischer Krieg gegen die USA
In Kim Jong-ils letztem Willen heißt es weiter: "Indem wir uns als legitime Atommacht darstellen, müssen wir den amerikanischen Einfluss auf der koreanischen Halbinsel schwächen und an der Lockerung der internationalen Sanktionen arbeiten, um die Bedingungen für wirtschaftliche Entwicklung zu schaffen." Nordkorea müsse den "psychologischen Krieg" gegen die USA gewinnen. Kim Jong-il nimmt auch China ins Visier: "Das ist das Land mit den besten Beziehungen zu uns, aber es könnte das werden, das wir am meisten beobachten müssen." Nordkorea dürfe sich nicht von seinem Nachbarn "ausbeuten" lassen.
Die "Shukan Bunshun" ist eine der meistgelesenen Wochenzeitschriften Japans. Das Magazin beruft sich bei seiner Berichterstattung über das Testament auf den Leiter des südkoreanischen Forschungsinstituts NKSIS, Lee Yun-keol. Er soll nach eigenen Angaben Einsicht in das Dokument erhalten haben. Er war einst in Nordkorea für eine Organisation tätig, die mit dem Schutz der Kim-Familie beauftragt war, und habe immer noch gute Kontakte in das Land. Die Zeitschrift stufte seine Aussagen als "glaubwürdig" ein und verwies darauf, die in ihrem Beitrag genannten Zitate direkt dem ihr vorliegenden Originaldokument entnommen zu haben.
(Ag.)