Steuer-Jackpot rettet Casinos-Gewinn

(c) Dapd (Mario Vedder)
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Das Rekordminus der Casinos Austria im Auslandsgeschäft hat die Erträge bei den heimischen Spielbanken und den Lotterien nahezu aufgefressen.

Wien/Eid. Die Lotto-Renaissance, der Boom bei Internetspielen und das Steuerzuckerl in Form der von 48 auf 30 Prozent gesenkten Spielbankenabgabe für die zwölf Spielbanken haben die Casinos Austria (Casag) 2011 davor bewahrt, in die roten Zahlen zu schlittern. Mit 634.000 Euro (nach 3,7 Mio. Euro 2010) erreichte die Casag beim Konzernergebnis gerade noch die Gewinnzone. Der Grund: Das Auslandsgeschäft, das 2010 einen Verlust von 35,2 Mio. Euro einspielte, stürzte auf das Rekordminus von 54,35 Mio. Euro. Der Konzern beschäftigt 5500 Mitarbeiter.

Für den hohen Abgang der einst so profitablen Casinos Austria International (CAI) gibt es mehrere Gründe: die Schuldenkrise in Griechenland und Italien, die politischen Unruhen in Ägypten und deutlich schlechtere Rahmenbedingungen in einigen europäischen Ländern. Außerdem rechneten sich teure Investments in Belgien und Niedersachsen nicht.

Konzernchef Karl Stoss hat ein rigoroses Restrukturierungsprogramm aufgesetzt und die Strategie neu ausgerichtet: Verlustbringer in Europa, wie das Casino in Loutraki (Griechenland), werden abgestoßen, Gastro- und Eventbereiche ausgelagert. Das Glück wird in Asien und Südamerika gesucht. Allerdings hat die CAI erst vor Kurzem eine Lizenz für eine neue Spielbank in Chile verloren, weil sie die Investition in das Projekt nicht aufbringen kann. Stoss will bis zu sieben Casinos verkaufen.

2013 will Stoss das Auslandsgeschäft saniert haben. Im April 2012 muss die CAI den ausstehenden Teil einer Anleihe in Höhe von 134 Mio. Euro tilgen. Die Finanzierung ist unter Dach und Fach und erfolgt zum Teil über einen Kredit. Ein zweiter Bond der CAI über 140 Mio. Euro läuft 2017 aus.

Spendablere Besucher

In Österreich ist es im Vorjahr deutlich besser gelaufen: Obwohl die Besucherzahl in den zwölf Casinos bei 2,36 Millionen stagnierte, stieg der Umsatz um 4,5 Prozent auf 270,3 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis verzehnfachte sich auf 18,9 Mio. Euro. Nach einigen Verlustjahren drehte sich das Betriebsergebnis erstmals 2010 mit 1,9 Mio. Euro wieder ins Plus. Ein Großteil der Ergebnisverbesserung im Vorjahr entfällt allerdings auf die niedrigere Spielbankenabgabe, die fast elf Millionen Euro brachte.

Bei der Casag-Tochter Lotterien ließ der Relaunch von „Lotto 6 aus 45“, die Einführung einer zweiten EuroMillionen-Ziehung und die Online-Plattform Win2Day die Kassen klingeln. Bei einem Umsatzplus von 9,7 Prozent auf 2,9 Mrd. Euro stieg der Betriebserfolg auf den Rekordwert von 45,2 Mio. Euro. Dieser „Jackpot“ fettet nicht nur das Casag-Ergebnis auf, sondern füllt auch die leere Staatskasse: Die Steuerleistung der Lotterien stieg von 398,43 auf 459,21 Mio. Euro.

Konzernchef Stoss sieht die Casag angesichts der laufenden Neuausschreibung für 15 Spielbankenlizenzen gut aufgestellt. Die Inlandszahlen seien außerordentlich gut, in der CAI griffen die Restrukturierungsmaßnahmen, ließ er via Aussendung wissen. Offen ist, ob die Casag gegen die kürzlich erfolgte Vergabe der Automatenlizenz in Oberösterreich rechtliche Schritte ergreift. Amatic und Merkur, die wie die Casag leer ausgegangen sind, bringen Einsprüche beim Unabhängigen Verwaltungssenat ein. In Ober- und in Niederösterreich hat die Novomatic bzw. ihr nahe stehende Firmen die Ausschreibungen gewonnen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.04.2012)

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