Telekom: Investor Pecik will Vizepräsident werden

TelekomAktionaer Pecik will Aufsichtsrat
TelekomAktionaer Pecik will Aufsichtsrat(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Der neue Großaktionär und Finanzpartner Naguib Sawiris fordern Aufsichtsratssitze. Für Brisanz in der Hauptversammlung ist gesorgt.

[Wien] Normalerweise heizen Entertainer und Pop-Ikonen sowie Spitzensportler in der Wiener Stadthalle die Stimmung auf. An diesem 23. Mai dürfte hingegen eine Größe der heimischen Wirtschaft im Mittelpunkt stehen: Die Telekom Austria hält an diesem Tag ihre Hauptversammlung ab, und es ist das erste Treffen mit dem neuen Großaktionär Ronny Pecik. Dieser will nicht nur in den Aufsichtsrat einziehen (die „Presse“ berichtete exklusiv am 13. März), er will auch Vizepräsident des Gremiums werden.

Die tiefroten Zahlen der Telekom im Jahr 2011 und die Halbierung der Dividende liefern eigentlich schon genügend Diskussionsstoff. Pecik dürfte jedoch mit seinen Wünschen nach einer Erweiterung des Aufsichtsrats  – und in der Folge auch des Vorstands – für noch viel mehr Brisanz sorgen. Die offiziellen Anträge hat der Investor nun eingebracht.

Neben Pecik, der derzeit offiziell 20,2 Prozent am Unternehmen hält, soll auch sein Finanzpartner, Orascom-Eigentümer Naguib Sawiris, in den Aufsichtsrat einziehen. Beide wollen zunächst nur für ein Jahr gewählt werden.

Um die nicht gerade friktionsfreie Stimmung zwischen dem neuen und dem alten Großaktionär – die ÖIAG hält 28,42 Prozent an der Telekom – nicht weiter zu beeinträchtigen, wird keiner der bestehenden Aufsichtsräte ausscheiden müssen. Die Zahl der Kapitalvertreter wird hingegen von acht auf zehn aufgestockt. Den Vorsitz im Kontrollgremium will Pecik deshalb auch entgegen mancher Spekulationen ÖIAG-Chef Markus Beyrer lassen.

ÖIAG zeigt sich sportlich

Die Staatsholding nimmt die Sache sportlich: „Als stabiler österreichischer Kernaktionär bereiten wir uns umfassend und präzise auf die Hauptversammlung und die dort zu fassenden Beschlüsse vor. Herr Pecik ist mit über 20 Prozent der Anteile Aktionär der TA und als solcher zu respektieren. Über Stimmverhalten der ÖIAG bei Hauptversammlungen geben wir vorab aber keine Stellungnahme ab,“ ließ Beyrer über seinen Sprecher Bernhard Nagiller wissen.

Seinen Wunsch nach einer Aufstockung des Telekom-Vorstands dürfte Pecik erst in einer der nächsten Aufsichtsratssitzungen nach der Hauptversammlung umsetzen. Neben Konzernchef Hannes Ametsreiter, der durch die Korruptionsaffäre unter Druck geraten ist, und Finanzvorstand Hans Tschuden, der wiederum nicht das Wohlwollen Peciks besitzt, soll Georg Donaubauer in die Führungsetage einziehen. Der 44-Jährige, der derzeit Konzernstratege ist, soll langsam als Konzernchef aufgebaut werden.

Für Zündstoff dürfte beim Aktionärstreffen ein weiterer Tagesordnungspunkt sorgen: Der Bericht der von Beyrer eingesetzten BDO Deutschland zur forensischen Aufarbeitung der Malversationen im Zusammenhang mit Geldflüssen an Politiker und Parteien von der Telekom über den PR-Mann Peter Hochegger sowie über die Kursmanipulation.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.04.2012)

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Kommentare

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