Saudischer Geheimdienst schleuste Agenten in al-Qaida-Gruppe im Jemen ein. Der Undercover-Agent durchkreuzte ein Komplott zur Sprengung eines Passagierflugzeug der USA..
Washington. Die US-Sicherheitsdienste feierten einen Coup, der zum Großteil auf das Konto des saudischen Geheimdiensts geht. Wie US-Medien berichten, infiltrierten mehrere aus Saudiarabien eingeschleuste Agenten nach klassischer Manier den als besonders aktiv und gefährlich eingestuften Zweig der al-Qaida im Jemen. Ein Undercover-Agent durchkreuzte ein Komplott, das nach dem Vorbild des nigerianischen „Unterhosenbombers“ Abdulmutallab auf ein Passagierflugzeug in der USA abzielte.
Der Agent war demnach erst seit wenigen Wochen im Jemen im Einsatz, ehe er sich als vermeintlicher Selbstmordattentäter für das Kommando meldete beziehungsweise ausgewählt wurde. Offenbar Ende April brachte er die Bombenkonstruktion, einen in eine Unterhose eingenähten Sprengsatz, außer Landes. Er reiste über die Vereinigten Arabischen Emirate aus und übergab das Material an die CIA. Anders als beim Attentat am Weihnachtstag 2009 wäre die Bombe auch bei einem ersten Fehlversuch losgegangen, ergab eine Untersuchung in einem Labor auf dem Militärstützpunkt Quantico in den USA.
Geheimdienst-Kooperation
Der indessen in Saudiarabien untergetauchte Agent lieferte darüber hinaus den entscheidenden Hinweis über den Aufenthaltsort von Fahd Ahmed al-Quso, dem mutmaßlichen Drahtzieher des Attentats auf das Kriegsschiff USS Cole im Jahr 2000. Am Sonntag kam er bei einem Drohnenangriff ums Leben, auf ihn war ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar ausgesetzt.
Nachdem Saudiarabien im Gefolge des 9/11-Terrors unter Druck geraten war – eine Mehrheit der Attentäter hatte saudische Wurzeln –, dürfte die Kooperation mit der CIA zumindest im Jemen gedeihen. Für die Saudis war das nur knapp fehlgeschlagene Attentat auf ihren Geheimdienstchef Bin Nayef 2009 offenkundig ein letzter Warnschuss.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.05.2012)