Bei der Neuwahl am 17. Juni können Traditionsparteien auf gemeinsame Mehrheit hoffen. Zuletzt war das radikale Linksbündnis Syriza vorne gelegen.
Athen/Brüssel/Ag. Die Unterstützer des umstrittenen Sparpakets in Griechenland können sich Umfragen zufolge überraschend Hoffnungen auf einen Sieg bei der Neuwahl am 17. Juni machen. In einer ersten öffentlichen Erhebung seit dem Scheitern der Regierungsgespräche kamen die konservative Nea Demokratia (ND) und die sozialistische Pasok gemeinsam auf genügend Mandate, um eine Regierung bilden zu können. Zuletzt war das radikale Linksbündnis Syriza, das den von den Geldgebern geforderten Sparkurs ablehnt, vorne gelegen. Experten gehen davon aus, dass sich die Griechen nun aber doch Sorgen wegen eines Abschieds aus der Eurozone machen.
Und das wohl zu Recht: Handelskommissar Karel De Gucht sagte der belgischen Zeitung „De Standaard“, dass EU-Kommission und EZB bereits gemeinsam an Notfallszenarien für den Fall arbeiten würden, dass Griechenland aus der Währungsunion austreten sollte. Die EU-Kommission dementierte dies jedoch umgehend. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel machte am Freitag in einem Telefongespräch mit dem griechischen Staatspräsidenten Karolos Papoulias deutlich, dass nach der Neuwahl raschestmöglich eine handlungsfähige Regierung gebildet werden müsse.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.05.2012)