Eine Schülerin wurde bei einem Bombenanschlag in Brindisi getötet, mehrere verletzt. Die Ermittler rätseln über das Motiv.
Brindisi. Bei einem heimtückischen Bombenanschlag auf eine Modeschule in der süditalienischen Stadt Brindisi ist gestern ein 16-jähriges Mädchen gestorben. Der Tod einer zweiten Schülerin wurde später dementiert. Das Attentat ist rätselhaft. Vieles deutet auf die Mafia hin: Ort, Datum, Umstände. Andererseits hegen ranghohe Fahnder Zweifel an dieser Täterschaft.
Der Name der Schule erinnert an die Symbolfigur des Kampfes gegen die organisierte Kriminalität: Sie heißt „Morvillo Falcone" - wie die Ehefrau des Anti-Mafia-Richters Giovanni Falcone. Die beiden starben vor fast genau 20 Jahren, am 23. Mai 1992, durch eine Autobombe der Mafia auf Sizilien.
Die Stadt Brindisi liegt ganz im Süden Italiens, in Apulien, dem Hoheitsgebiet einer örtlichen Mafiaorganisation, die „Sacra Corona Unita" genannt wird. Sie gilt als jüngster Spross der italienischen Mafia. Die etwa 95 Clans sollen 1800 Mitglieder haben.
In Brindisi sollte gestern ein Zeichen gegen das organisierte Verbrechen gesetzt werden: Die sogenannte „Anti-Mafia-Karawane" sollte hier ankommen. Der Zug der Demonstranten war am 11. April in Rom gestartet. Es wurden aber auch andere Städte angesteuert.
Nicht nur Brindisi, sondern ganz Italien war gestern schockiert.
Brindisis Bürgermeister Mimmo Consales ist erst zwei Wochen im Amt. Für ihn ist klar: „Es handelt sich um einen Angriff der organisierten Kriminalität ohnegleichen."
Der Staatsanwalt der apulischen Stadt Lecce, Cataldo Motta, gab zu Bedenken, dass die Mafia möglicherweise für den Anschlag nicht verantwortlich sein könnte. Mehrere Ermittler hoben hervor, es sei für die Mafia untypisch, gezielt Minderjährige zu töten. Außerdem wolle sie sich nicht in ihren internationalen Geschäften stören lassen.
Politiker aus allen Lagern verurteilten den Anschlag. Staatspräsident Giorgio Napolitano appellierte an die Sicherheitsbehörden, alles Erdenkliche gegen umstürzlerische Kräfte im Land zu unternehmen. Auch der Vatikan verurteilt den Anschlag. „Ganz Italien muss geschlossen auf die terroristische Gewalt reagieren", forderte Vatikan-Sprecher Federico Lombardi. Ministerpräsident Mario Monti sagte, der Anschlag sei ein beispielloser krimineller Akt. Er ordnete drei Tage Staatstrauer an, Sportveranstaltungen und die lange Nacht der Museen wurden abgesagt.