Rasinger: "Telekom könnte zweite AUA werden"

Rasinger Telekom koennte zweite
Rasinger Telekom koennte zweite(c) APA (Hans Klaus Techt)
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Kleinanleger-Vertreter Rasinger kritisiert vor der Telekom-Hauptversammlung den Kernaktionär ÖIAG. Telekom-Chef Ametsreiter stellt er nicht in Frage.

Kleinanleger-Vertreter Wilhelm Rasinger vom Interessenverband der Anleger (IVA) lässt kein gutes Haar am Telekom-Kernaktionär ÖIAG und seinen wichtigsten Vertretern im Aufsicht. "Wenn die so weitermachen, haben wir bald eine zweite AUA", warnte Rasinger am Dienstag. Er empfiehlt Konsequenzen: Für die stellvertretende Telekom-Aufsichtsratspräsidentin Edith Hlawati wäre die Telekom-Hauptversammlung am Mittwoch "eine elegante und gesichtswahrende Möglichkeit", sich nach zehn Jahren aus dem Aufsichtsrat des teilstaatlichen Unternehmens zurückzuziehen.

Nach Ansicht Rasingers sollte Hlawati, seit 2001 stellvertretende Telekom-Aufsichtsratspräsidentin und Partnerin der Kanzlei Cerha Hempel Spiegelfeld Hlawati (CHSH), ihren Platz im Aufsichtsrat zugunsten des ägyptischen Milliardärs Naguib Sawiris räumen, der gemeinsam mit dem österreichischen Investor Ronny Pecik mehr als 20 Prozent der Telekom-Anteile hält. Dass Hlawatis Kanzlei von der Telekom mehr als eine halbe Million Euro an Honoraren kassiert hat, hat für den IVA-Chef zumindest keine gute Optik.

Rasinger: Pecik stärken, ÖIAG schwächen

Unterstützt sieht sich Rasinger durch das Ergebnis eines Online-Votings auf der Internetseite der IVA. Dabei haben sich knapp 42 Prozent der insgesamt rund 200 abstimmenden Website-Besucher dafür ausgesprochen, den Investoren Pecik und Sawiris maßgeblichen Einfluss auf Aufsichtsrat und Vorstand der Telekom einzuräumen, gleichzeitig seien nur 16 Prozent für die geplante Aufstockung des Aufsichtsrates von acht auf zehn Kapitalvertreter gewesen. Schon bisher habe die ÖIAG mit ihren 28 Prozent an der TA zu 100 Prozent das Sagen gehabt, durch eine "Aufblähung" des Aufsichtsrates würde sich daran wenig ändern.

56 Prozent haben sich bei dem Online-Voting dafür ausgesprochen, dass die ÖIAG ihren 28-Prozent-Anteil verkauft. Rasinger interpretiert das vor allem als scharfe Kritik an der ÖIAG, "ich bin aber gegen eine primitive Privatisierung". Die ÖIAG habe durch die Ausschüttung von Dividenden ohne Gewinn das Eigenkapital der Telekom reduziert und das Unternehmen in seiner Substanz geschwächt, kritisierte Rasinger. Telekom-Aufsichtsratspräsident und ÖIAG-Chef Markus Beyrer sei ein Politfunktionär, dessen Strategie sich darauf beschränke, Probleme auszusitzen.

Keine Zweifel an Telekom-Chef Ametsreiter

Naguib Sawiris, der mit dem Telekommunikationskonzern Orascom schon 2008 Interesse an der Telekom Austria gezeigt hatte, hält Rasinger zugute, dass dieser immerhin eigenes Geld in die TA investiert habe, was bei Pecik nicht in diesem Ausmaß der Fall sei. Nach allgemeiner Auffassung dürfte Pecik seiner bisherigen Strategie treu bleiben, seine Beteiligung möglichst rasch mit Gewinn wieder abzustoßen. Als mögliche Kaufinteressenten wurden gerüchteweise u.a. die norwegische Telenor-Gruppe, aber auch der Konzern des mexikanischen Milliardärs Carlos Slim genannt.

Für Telekom-Vorstandschef Hannes Ametsreiter und seine "Aufarbeitung der Vergangenheit" fand der IVA-Präsident lobende Worte. "Ich sehe für meinen Teil keine Gründe, Ametsreiter in Frage zu stellen."

"Extrem empört" über Wirtschaftsprüfer

Dass es vom Bericht der Wirtschaftsprüfungskanzlei BDO Deutschland über die Vorgänge bei der Telekom im Voraus keine Zusammenfassung gibt, mit der man sich auf die HV vorbereiten könnte, ist für Rasinger etwas, "was mich extrem empört". Es sei eine Provokation, dass die Aktionäre lediglich "mit ein paar Slides abgespeist" werden sollten. Rasinger erwartet für die Hauptversammlung eine "sehr emotional gefärbte Diskussion", aber am Ende des Tages werde man einsehen müssen, dass die Möglichkeiten der Aktionäre auf ein Rede- und Fragerecht beschränkt seien. "Was zählt, sind die vorgegebenen Mehrheiten."

Die Aktie der Telekom Austria notierte am Dienstag am frühen Nachmittag bei 7,728 Euro und damit nahezu unverändert gegenüber dem Vortag. Zu Jahresbeginn war die Aktie noch mehr als 9 Euro wert.

(APA)

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