Schlecker: Verkauf oder Zerschlagung

Verkauf oder Zerschlagung
Verkauf oder Zerschlagung(c) REUTERS (TOBIAS SCHWARZ)
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Schon am Montag wird über das Schicksal der Auslandstöchter des insolventen Drogeriemarktkonzerns Schlecker entschieden. Die 13.200 Mitarbeiter in Deutschland müssen bis Ende Juni mit ihrer Kündigung rechnen.

Wien/Düsseldorf/Red./Ag. Das Schicksal des österreichischen Ablegers der insolventen Drogeriekette Schlecker entscheidet sich möglicherweise schneller als erwartet: Deutschen Medienberichten zufolge will der Insolvenzverwalter von Schlecker, Arndt Geiwitz, schon am Montag, verkünden, welche Unternehmensteile und Auslandsgesellschaften von welchen Investoren übernommen werden. Zu den Auslandstöchtern, die schneller als bisher erwartet verkauft werden sollen, gehöre auch Schlecker Österreich, hieß es.

Der Anwalt von Schlecker Österreich, Klaus-Ferdinand Lughofer, sagte freilich, er könne sich „nicht vorstellen“, dass Österreich hier inkludiert sein soll. Geiwitz habe ihm gegenüber erklärt, er wolle „nächste und übernächste Woche“ Gespräche mit potenziellen Österreich-Investoren führen.

Die Gespräche verlaufen aber, wie berichtet, eher zäh: Die Österreich-Tochter ist sehr eng mit der deutschen Muttergesellschaft verwoben. Marktexperten hegen ihre Zweifel, ob sie allein überlebensfähig ist. Als wahrscheinlicher gilt derzeit eine „Filetierung“, bei der sich die Konkurrenten Bipa und DM die besten Standorte einverleiben. Rund die Hälfte der Standorte gilt in der Branche als attraktiv.

Schlecker ist in Österreich relativ groß. Das Unternehmen führt hier 930 Filialen und beschäftigt 3000 Mitarbeiter. Soweit bisher bekannt ist, soll es drei Interessenten für das Österreich-Geschäft geben. Bisher ist es dem Insolvenzverwalter gelungen, die Tochtergesellschaften in Tschechien und Frankreich zu verkaufen. Neben Österreich werden noch Käufer für die Auslandsgesellschaften in Luxemburg, Polen, Belgien, Italien und Portugal gesucht.

Kündigung bis Ende Juni

In Deutschland geht die Schlecker-Ära unterdessen dem Ende zu. Die dortigen 13.200 Mitarbeiter müssen bis Ende Juni mit ihrer Kündigung rechnen. Der Großteil der Belegschaft dürfte dann spätestens Anfang Oktober arbeitslos sein. Nach Angaben des Insolvenzverwalters müssen diese Beschäftigten aber nicht fürchten, auf ihren Forderungen sitzen zu bleiben. Die laufenden Gehaltszahlungen bis zum endgültigen Ausscheiden seien aus der Insolvenzmasse sichergestellt.

Vermögen abgeschmolzen

Die Schlecker-Familie wird durch die Insolvenz zwar einen großen Teil ihres Milliardenvermögens verlieren. Wirkliche materielle Sorgen wird sie sich aber nicht machen müssen. Nach deutschen Angaben verbleibt den Familienmitgliedern ein Privatvermögen von 35 bis 40 Mio. Euro. Der Großteil davon steht im Besitz der Schlecker-Kinder Lars (40) und Meike (30). Erwirtschaftet haben sich die beiden den Betrag mit der Leiharbeitsagentur „Meniar“. Diese beschäftigt 4300 Leiharbeiter, die an Schlecker-Filialen weitervermittelt wurden. Dort verdienten sie wesentlich weniger als das auch nicht fürstlich entlohnte Schlecker-Stammpersonal.

Vor der Pleite war das Vermögen der Familie auf 1,65 Mrd. Euro taxiert worden. 650 Mio. Euro davon wurden ausgegeben, um die seit 2004 angefallenen Verluste abzudecken. Der Rest, darunter die Sportwagen des Clans, befindet sich in der Insolvenzmasse. Die Villa, in der die Schleckers wohnen, gehört der Frau des Firmenpatriarchen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.06.2012)

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