Studie: "Mädchen sind frecher und fleißiger"

Laut Sozialministerium fällt Buben die Schule schwerer als gleichaltrigen Mädchen.

Wien. Jedes Jahr findet Ende April der "Girls Day" statt, es gibt Fähigkeiten-Checks für Mädchen zwischen zehn und 14 Jahren und Berufsorientierungs-Kurse für weibliche Teenager. Mädchen-Förderung wird in Österreich seit einigen Jahren groß geschrieben. Und wo bleibt die Buben-Förderung?

Das Sozialministerium hat Anfang Mai eine Studie zum Thema "Buben- und Burschenarbeit" veröffentlicht, die dem männlichen Nachwuchs kein gutes Zeugnis ausstellt: Buben würden von der Öffentlichkeit im Vergleich zu Mädchen als problematischer und aggressiver empfunden. Durch abwesende Väter und die weibliche Dominanz bei Betreuungs- und Bildungseinrichtungen hätten Buben zunehmende Probleme bei der Entwicklung einer männlichen Identität. Buben würden zudem einen ganz anderen Lernrhythmus benötigen: mehr Pausen, mehr Bewegung, mehr Aufmerksamkeit und mehr Kontrolle.

Neben der Studie des Sozialministeriums sprechen auch die Zahlen der jährlichen Schuleinschreibungen für sich: Vor allem in höheren bildenden Schulen sitzen mehr Mädchen als Buben in den Klassen. Im Schuljahr 2004/2005 waren 54 Prozent aller AHS-Schüler Mädchen. In Volksschulen betrug der Anteil 48,6 Prozent und in Hauptschulen 47,3.

"Diese Zahlen sind für uns Lehrer keine Neuigkeit." sagt Christian Kreuzberger, Deutschlehrer am Goethegymnasium im 14. Bezirk in Wien. "Schon vor mehr als zehn Jahren gab es immer wieder Bestrebungen, eine Geschlechtertrennung im Klassenverband einzuführen, weil sich die Buben schwerer taten." Kreuzberger unterrichtet eine zweite, eine sechste und eine achte Klasse. Er bestätigt die Studie: "Mädchen sind zumindest bis 16 die Braveren und Fleißigeren und trauen sich mehr." Gerade im Deutschunterricht sei das bemerkbar. "Mädchen lesen zehn Mal so viel, sie sind eloquenter und können besser formulieren." Buben seien meist verspielter und unzuverlässiger.

"Das heißt aber nicht, dass sie dümmer sind", betont Kreuzberger. Und spätestens mit 16 haben die Buben ihre gleichaltrigen Kolleginnen eingeholt. "Dann haben die Buben ihre Entwicklung hinter sich und bringen sich auch mehr ein." Kreuzberger räumt ein, dass Mädchen zwar selbstbewusster seien und auch organisatorisch meist das Sagen hätten, dass dafür unter Mädchen mehr intrigiert und gemobbt werde.

Monika Mikocki, Klassenlehrerin der bilingualen 4a (Englisch-Deutsch) in der Volksschule Scheibenbergstraße im 18. Bezirk bestätigt die Studie des Sozialministeriums zum Teil. Auch in ihrer Klasse gebe es mehr Mädchen als Buben, und die Mädchen seien auf jeden Fall sprachbegabter." Mädchen kommt die Schule in der heutigen Form mehr entgegen. Sie können schöner schreiben und machen das einfach gerne."

Buben entspreche eher das Forschen und Experimentieren, und das komme vor allem in der Volksschule zu kurz. Mikocki macht zum einen die Freizeitgestaltung für die gravierenden Entwicklungsunterschiede verantwortlich. "Mädchen lesen auch zu Hause gerne einmal ein Buch, während Buben lieber zur Playstation greifen, was bestätigt, dass sich auch Buben sehr gut konzentrieren können - wenn sie wollen." Zum anderen gibt sie zu: "Wenn es mehr Männer unter den Lehrern gäbe, wäre der Unterricht wahrscheinlich anders."


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.