Gespräche ausdrücklich erwünscht

Büro & Formen. Die Chefs möchten Gruppen- oder Großraumbüros, die Mitarbeiter bleiben lieber allein
oder zu zweit. Vom Miteinanderreden, der neuen Arbeitsweise und dem Grundgeräuschpegel.

Anfangs war es ein regelrechter Kulturschock", erinnert sich Johannes Nejedlik, Geschäftsführer des Kreditschutzverbands von 1870 (KSV) an den Umzug seines Unternehmens im Dezember 2005. Was dabei so "schockierend" war: Der KSV wechselte damals nicht einfach die Immobilie, es wurden auch verschiedene Standorte auf einen konzentriert, eine jahrzehntelang gewachsene Organisationsstruktur neu aufgestellt und damit auch andere, offenere Büroformen gewählt.
Nun, ein knappes Jahr später, scheint der Schock überwunden. "Der Umzug hat für die Unternehmenskultur viel gebracht. Persönliche Kontakte etwa sind nun viel einfacher", erzählte Nejedlik kürzlich im Rahmen eines Round-Table-Gesprächs zum Thema Organisation - Fläche - Immobilien, das Inter-pool/Facicon-Geschäftsführer Andreas Gnesda initiierte.

Mitarbeiter mögen Zellen

Ein großes Thema des Gesprächs, bei dem auch Experten aus der Planung, der Organisationsberatung und des Office-Consultings vertreten waren: die Kommunikation der Mitarbeiter, speziell im Zusammenhang mit verschiedenen Büroformen. Jene, die über Raumstrukturen für ihre Mitarbeiter zu entscheiden haben, tendieren nun verstärkt wieder zu offenen Räumen, vor allem zu Gruppenbüros, in denen bis zu 35 Personen Platz finden. Ihre Motive: "Die hohe Flexibilität, die Möglichkeit, die Kommunikation zu fördern sowie die Teamstrukturen besser auf Flächen abbilden zu können", erläuterte Büroplaner und Consultant Gnesda.
Mitarbeiter hingegen sehen das anders: Sie möchten in Zellenbüros arbeiten, am liebsten mit nur einem Kollegen. "Argumentiert wird vor allem mit akustischen Störungen", so Gnesda, "Studien zeigen aber, dass diese in Büros mit zwei bis vier Personen weitaus größer sind als in Gruppen- oder Großraumstrukturen". Die Ursache: Geräusche werden dann als störend wahrgenommen, wenn sie sich vom Grundgeräuschpegel abheben. In einem kleinen Büro ist dieser niedrig, schon das Tippen des Nachbarn auf der Tastatur wird wahrgenommen - in größeren Einheiten werden solche Geräusche schlichtweg überdeckt.
Für Gruppen- und Großraumbüros spreche außerdem die Veränderung der Arbeitsformen - Stichwort "Old Work" versus "New Work", meint Thomas Müller-Hartburg, Zivilingenieur für Hochbau und Planer von Büroimmobilien. Für "Old Worker" charakteristisch: Einzelarbeit, die rein fachlich orientiert ist, starre Arbeitszeiten, Arbeit nach Anweisungen und Kontrolle der Anwesenheit. Die "New Worker" hingegen arbeiten interdisziplinär, vor allem in Teams und an Projekten, bilden spontan Arbeitsgruppen und arbeiten eigenverantwortlich, kontrolliert werden nur die Ergebnisse. "Früher sollten Büros Menschen voneinander trennen, Hierarchie und Status waren wichtig. Gespräche unter Kollegen unerwünscht", erläutert Müller-Hartburg. In den neuen, "kreativen" Büros hingegen tauschen die Kollegen Wissen und Ideen aus, die Büroräume sollen sie dabei unterstützen.

Spontane Treffen

Wichtiger Punkt bei derartigen Bürotypen: Es müssen genügend formale Kommunikationsräume eingeplant werden, genauso aber Flächen, die spontane Treffen möglich machen - etwa Lounges, Coffeecorner oder Raucherräume.
Die Patentlösung für alle Unternehmer und jeden Mitarbeiter sind die offenen Büroformen jedoch nicht. Robert König, Organisationsberater und Geschäftsführer der Consulting AG, empfiehlt: "Sich Zeit nehmen, nicht zu früh Pläne zeichnen und sich damit festlegen".

Mit Szenarien spielen

Bernhard Kern, Office-Berater bei Roomware-Consulting stößt ins selbe Horn: "Wer nicht weiß, was er will, bekommt selten, was er braucht." Also erst ein klares Profil erarbeiten und dann auf Basis von verschiedenen Szenarien verschiedene Büroformen ausprobieren.

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