Wohlstand: Wollen wir wirklich ein Wunder erleben?

Die Presse
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Wer nicht an die Zukunft glaubt, muss auf Wunder hoffen. Der wählt Politiker, die versprechen, dass alles besser wird. Doch nichts wird von allein besser. Ein Wirtschaftswunder bekommt man nicht geschenkt.

Vor ein paar Tagen war der Wirtschaftspublizist Wolf Lotter in Wien, um sein neuestes Buch über „Innovation“ vorzustellen. Der gebürtige Steirer macht sich viele Gedanken darüber, warum immer weniger Menschen in unserer Gesellschaft glauben, dass sie es aus eigener Kraft zu mehr Wohlstand bringen können. Noch nie war das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten so niedrig. Und das, obwohl es zu keiner Zeit so viele gut ausgebildete Menschen gab in diesem Land.

Den allermeisten geht es materiell viel besser als ihren Eltern und Großeltern. Und dennoch legen viele ihr Schicksal in die Hände von Vater Staat. Er soll für Wohlstand und Gerechtigkeit sorgen. Und Politiker gehen richtig auf in ihrer Glanzrolle als Problemlöser. Sie regulieren, intervenieren, kontrollieren. Das kostet natürlich Geld, viel Steuergeld. Die Abgabenquote stieg in Österreich von 30 Prozent Mitte der 1950er-Jahre auf 42 Prozent. In kaum einem anderen Land wird Arbeit so stark besteuert. Wer in Österreich einen Euro netto verdient, ist mit 89 Cent an Steuern und Abgaben belastet worden. Und das, obwohl es bekanntlich erst 2016 die „größte Steuerreform aller Zeiten“ gab. Weil sich eigener Hände Arbeit nicht mehr lohnt, suchen also viele Schutz beim Staat. Weil dieser Schutz aber immer teurer wird, lohnt es sich kaum, selbst anzupacken. Wir scheinen also in einen Teufelskreis geraten zu sein. Wolf Lotter nennt das „Schutzgeld-Demokratie“.

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