Befürworter betonen den Anschluss an den internationalen Bahnverkehr, Gegner setzen sich für die Modernisierung des Kopfbahnhofes ein.
Das deutsche Milliarden-Projekt "Stuttgart 21" ist seit Beginn der Planungen vor 15 Jahren umstritten. Umweltschützer, Bürgerinitiativen und Grünen-Politiker laufen Sturm dagegen. Anhänger hat das Vorhaben vor allem in Baden-Württembergs CDU/FDP-Koalition, in Teilen der SPD, bei Vertretern der Region und des Flughafens.
Im Stuttgarter Rathaus hat sich dagegen seit der Kommunalwahl 2009 mit dem überraschenden Erfolg der Grünen, die das Projekt seit Jahren bekämpfen, eine Patt-Situation ergeben. Hier die wichtigsten Argumente der Befürworter und Kritiker gegenüber:
Pro:
- Ohne Stuttgart 21 wird Baden-Württemberg vom internationalen Bahnverkehr abgehängt.
- Die Fahrzeit zwischen Stuttgart und Ulm wird halbiert.
- Das Projekt bringt die Bauwirtschaft in Schwung und schafft rund 4000 neue Arbeitsplätze. Die verkehrsgünstige Lage des neuen Europaviertels am Bahnhof erleichtert die Ansiedlung von Dienstleistungen mit tausenden neuen Arbeitsplätzen.
- Auf derzeit noch mit Gleisen bedeckten Flächen werden Parkanlagen erweitert, außerdem entsteht neuer Wohn- und Arbeitsraum im Stadtzentrum.
- Stuttgart 21 ermöglicht den Lückenschluss in der europäischen Magistrale Paris-Budapest.
- Der Bau des unterirdischen Bahnhofs zieht viel weniger Probleme für die Fahrgäste nach sich als die Modernisierung des Kopfbahnhofes "unter dem rollenden Rad".
- Mit Stuttgart 21 werden Flughafen und Landesmesse an die Schnellbahnstrecke nach Ulm angebunden.
- Der Schienenregionalverkehr profitiert von dem Projekt.
Contra:
- Die Kosten laufen aus dem Ruder, das Geld könnte besser in Bildung, sowie das Gesundheits- und Sozialwesen gesteckt werden.
- Die Modernisierung des Kopfbahnhofes (K21) würde mehrere Milliarden Euro weniger kosten, vor allem wegen weniger Tunnelkilometern. - Auch bei K21 kann der Bahnhof an die Schnellbahntrasse angeschlossen werden.
- Teile des denkmalgeschützten Bahnhofsgebäudes von Paul Bonatz werden abgerissen.
- Im Schlossgarten werden alte Bäume gefällt und der Park wird durch die hohen Lichtaugen des unterirdischen Bahnhofs verschandelt.
- Das Klima im Stuttgarter Kessel heizt sich auf, weil sich die unbebauten Flächen des Gleisvorfeldes nachts stark abkühlen und dadurch die Temperaturen in Grenzen halten. Zudem wird die Feinstaubbelastung durch den Abtransport des Bauschutts steigen.
- Dem Regionalverkehr wird Geld entzogen.
(APA/dpa)