IKG-Chef Deutsch reitet schwere Angriffe gegen die FPÖ

Oskar Deutsch
Oskar DeutschFabry
  • Drucken

Die "Neonazis der FPÖ" könnten auch durch Besuche in Israel "ihren Hass auf Juden nicht tarnen", so der Chef der Kultusgemeinde in der Zeitung "Ha'aretz". Im Parlament säßen jetzt auch "Neonazis", die nur "Masken" tragen würden.

"Es kann niemals Normalität werden, dass eine rechtspopulistische bis rechtsextreme Partei in die Regierung gelangt", hatte der Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde in Wien sowie des Bundesverbandes der jüdischen Gemeinden in Österreich, Oskar Deutsch, anlässlich der Regierungsbildung gesagt.

Nun legt Deutsch (54) in einem Kommentar in der israelischen Zeitung "Ha'aretz" tüchtig nach: Die "Neonazis der FPÖ" könnten auch durch Besuche in Israel "ihren Hass auf Juden nicht tarnen", schreibt Deutsch. Und: "Wenn wir die Befreiung Europas von Nazideutschland feiern, betrauern FPÖ-Parlamentarier das Ende des Dritten Reichs. Wir werden nicht dabei mitmachen, ihre Teilnahme in der Regierung zu einer normalen Sache zu erklären."

Die jüdischen Gemeinschaften in Österreich und Israel seien nicht bereit, der FPÖ ein "koscheres Zertifikat" zu verleihen, meint Deutsch, denn diese Partei habe nie ihre "Nazi-Wurzeln" abgelegt. Das könne sie auch nicht durch symbolische Besuche in Israel übertünchen.

Sicherlich, so Deutsch, sei aktuell die größte Bedrohung für Juden der von radikalen Moslems getragene Antisemitismus, auch in Europa, der etwa durch die jüngste Ankündigung von US-Präsident Trump, Jerusalem als Israels Hauptstadt anzuerkennen, wieder massiv entflammt sei. In Wien etwa habe es kürzlich sogar eine Demo gegeben, bei der auf Arabisch und Persisch zum "Schlachten der Juden" aufgerufen worden sei.

"Neonazis sind nicht ausgestorben"

Die österreichischen Parteien der Mitte und der Linken hätten die muslimische Bedrohung der Juden lange ignoriert, teils aus Angst vor Rassismusvorwürfen, teils aufgrund der Erwartung, in der moslemischen Gemeinde in Österreich langfristig Stimmen lukrieren zu können. Oder teils einfach aus Desinteresse. Diese Ignoranz habe sich zwar mit den islamistischen Anschlägen etwa in Paris, Brüssel und Berlin aufgeweicht, weil nun auch Nichtjuden in Europa Ziele von Islamisten geworden seien. Allerdings betrieben die "Apologeten von Schwarz-Blau" in Österreich nun die Überzeugungs-Strategie, dass der Islamismus die einzige Gefahr für Europas Juden sei. Das, so Deutsch, sei unrichtig: "Die Neonazis sind nicht ausgestorben. Sie tragen jetzt eben nur Masken."

Gewiss sei nicht jeder FP-Politiker ein Neonazi. Doch die Tatsache, dass von den 54 FP-Parlamentariern 20 zu stark rechtslastigen Burschenschaften bzw. Verbindungen gehörten, die dem Dritten Reich nachtrauerten, spreche laut Deutsch für sich selbst. Diese Leute seien der "ideologische Kern der FPÖ". Und selbst, wenn sich die Spitze der FPÖ in "belanglosen Reden" vom Antisemitismus distanziere, tue sie nichts, um diesem in den eigenen Reihen entgegenzutreten.

"Masken im Parlament"

Dazu führt Deutsch Beispiele wie die angebliche Unterstützung des "extrem rechten" Magazins "Aula" seitens der FPÖ oder angebliche Umtriebe im Rahmen der Website unzensuriert.at auf. Deren Chef sei nunmehr Sprecher des FP-kontrollierten Innenministeriums geworden. Der Betreffende, Alexander Höferl, hat zuletzt seine Eigenschaft als Chefredakteur der rechtslastigen und prorussischen Website bestritten.

Anno 2016 hätten NGOs 477 antisemitische Vorfälle in Österreich gezählt. Davon seien laut Deutsch immerhin 28 Prozent Kreisen der extremen rechten zuzuordnen gewesen. Wenn man seitens der FPÖ also bestreite, dass es im Land immer noch Rechtsextreme gebe, verweigere man sich der Realität: "Diese Gewalt wird von derselben extrem rechten Ansammlung befeuert, die sich im Parlament Masken aufsetzt, und diese Masken auf der Straße wieder ablegt." Vereinzelte Abgeordnete jüdischen Glaubens in FPÖ und ÖVP, etwa David Lasar bzw. Martin Engelberg, könnten ihre Parteien nicht "koscher" machen, da sie nur für sich selbst sprechen würden.

Engelberg: "Wahrer Antisemitimus heute durch Moslems"

Martin Engelberg, ein früherer Kolumnist der "Presse", hatte übrigens erst kürzlich gemeint, dass man sich in Österreich als Jude nicht auf "Nazis" bzw. die FPÖ fixieren lassen möge: In Österreich gehe der wahre Antisemitismus nämlich heute von Moslems aus. "Heutzutage gibt es in Österreich keine Neonazis, die 'Tod den Juden' schreien", schrieb Engelberg ebenfalls in der Ha'aretz. Außerdem ist es für den ÖVP-Mandatar nicht zwingend, dass rechte, islamkritische Politiker sich wieder dem Antisemitismus zuwenden würden.

>> Kommentar in der israelischen Zeitung "Ha'aretz"

(red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.