Werner Lanthaler hat als Chef des Hamburger Biotechunternehmens Evotec eine kritische Sicht auf seine Heimat entwickelt – jedoch ganz ohne Zorn.
Wo gibt's das schon? 5000 sehr elegant gekleidete Menschen, die sich im Dreivierteltakt in einer überaus heilen und glücklichen Welt bewegen? Das gibt's nur in Wien.“ Wenn Werner Lanthaler das über den Kaffeesiederball sagt, dann schwingt keineswegs Nostalgie mit, die Erinnerung an Ereignisse, die es für ihn nicht mehr gibt. Ganz im Gegenteil: Der 48-Jährige, der nach wie vor so aussieht, als hätte er gerade erst sein Harvard-Studium beendet, war – man möchte schon sagen selbstverständlich – auch heuer auf dem Ball.
Denn die Nabelschnur zu Österreich hat Lanthaler nie gekappt. Und so verbringt er mit seiner Familie weiterhin auch Zeit in Wien und in der Wachau – zumindest an Wochenenden. „Warum sollte ich Österreich ganz den Rücken kehren, gibt es doch kaum ein Land mit einer so ausgeprägten Geschichte, mit so viel Kultur und Lebensqualität“, lautet seine rhetorische Frage. Deshalb gebe es für ihn auch nicht das „hier oder dort“. Und der gebürtige Oberösterreicher, den ein komplizierter Beinbruch vom Jugendtraum des Profifußballers abhielt, sieht sich auch nicht als Pendler. „Ich bin halt ununterbrochen in Bewegung – und zwar sehr gerne.“