Spazierwanderung als Ausgleich zum Seminaralltag

Claudia Paganini mit der Wandergruppe
Claudia Paganini mit der Wandergruppe(c) Katharina Roßboth
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Von der Lesestube über den „Sündenpfad“ hinauf zum „Bischofer Kuahstall“: Claudia Paganini zeigt einfache Wege rund um Alpbach.

„Unser Ziel war es, Leute, die in den Bergen nicht so zu Hause sind, abzuholen“, sagt Claudia Paganini, während sie vor der Hauptschule auf die Stipendiaten wartet. Es ist der vorletzte Tag der Alpbacher Seminarwoche – und für viele der erste, an dem sie eine Wanderung unternehmen.

„Ich finde die Veranstaltungen sehr spannend, aber jetzt muss ich mich endlich mal bewegen“, sagt eine Studentin aus Wien, als sich die kleine Gruppe in Bewegung setzt. Der Weg der Zwanzig führt am Böglerhof vorbei und biegt dann zweimal scharf nach links ab. „Willst du die Henne zu deinem Frühstücksei kennenlernen, hier ist sie“, sagt Paganini und deutet auf einen Hühnerstall des Böglerhofs. Dann dreht sie sich um: „Und hier seht ihr die kleine Lesestube“ – sie deutet auf ein Holzhäuschen. weiter geht es über den „Sündenpfad“, einen schmalen Weg, den Holzfiguren säumen, die die sieben Todsünden darstellen.

„Genug aufgewärmt“, meint ein Stipendiat. Die nächsten Minuten führen kerzengerade über die Bergwiese hinauf, vorbei am „Stammgästewald“ und Schildern, die am Rücken liegende Kühe zeigen. „Das ist eine Protestaktion von den Bäuerinnen aus der Umgebung gegen die niedrigen Milchpreise“, sagt Gruppenleiterin Paganini, die eigentlich am Institut für Christliche Philosophie an der Universität Innsbruck arbeitet, zur Truppe.

Stacheldraht und Pizza

Der Waldrand ist erreicht, über einen wurzeligen Pfad geht es schräg bergauf, kurz wird der Heimatweg gekreuzt, bevor es querfeldein über eine weitere Almwiese geht. Kurz wird es für so manchen Bergneuling abenteuerlich: Es gilt, durch einen Stacheldrahtzaun zu klettern. „Die Pizza zuerst“, sagt ein Stipendiat, der sein spätes Mittagessen im entsprechenden Karton mit auf die Wanderung genommen hat – und beißt vor dem Klettermanöver noch einmal ab.

Die nächste Etappe bildet ein langer, schmaler Steig durch den Wald. Bald darauf ist das Ziel erreicht: der Bischofer Kuahstall, ein Almausschank, an dem gemütlich gejausnet, gescherzt und stolz über das Geschaffte geplaudert wird.

„Mein Anspruch ans Wandern ist, dass man nicht nur entlang eines Forstweges oder neben der Liftspur geht, sondern ein wenig abseits, um mehr zu sehen, besinnlicher zu genießen“, sagt Paganini, die ihr Konzept in dem Wanderführer „Stille Wege in Tirol“ niedergeschrieben hat – in dem sich übrigens auch der Aufstieg zum Gratl-spitz findet. Das Konzept scheint aufzugehen: „Egal, wie anstrengend der Weg war, am Ende, wenn die Leute Alpbach zu ihren Füßen sehen, überwiegt der Stolz.“ Sie erhält Zustimmung – und Zusagen, sie beim „Hike“ zum Wurmhof am Folgetag begleiten zu wollen. „Der Weg ist besser erschlossen und damit optimal für den Abschiedsabend der Seminarwoche“, sagt Paganini. Hin gelangt man über den Oberen Höhenweg, zurück geht es über die alte Mühle und den Mittleren Höhenweg. „Die Höhenmeter sind überschaubar, es ist mehr eine Spazierwanderung“, meint die dreifache Mutter, die nächstes Jahr weitere Touren führen will.

Eine davon verrät sie schon jetzt: den Heimatweg – „für Einsteiger und Neugierige“, wie sie meint. Entlang des Weges finden sich nämlich Schilder, die von Alpbachs Baustil und Erbbauernhöfen erzählen – manche davon sind seit 400 Jahren in Familienhand.

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