Trump beschimpft australischen Premier am Telefon

Turnbull
Turnbull(c) APA/AFP/SAEED KHAN (SAEED KHAN)
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Der US-Präsident beklagt den "dämlichen Deal" der USA mit Australien zu Flüchtlingen - und soll das Telefonat mit Turnbull abrupt aufgelegt haben.

Diplomatie ist nicht die Stärke von Donald Trump - wie sich offenbar auch bei seinem ersten Telefonat mit dem australischen Premier Malcolm Turnbull am Samstag herausstellte. Denn dabei soll der US-Präsident laut "Washington Post" die Selbstkontrolle ziemlich schnell verloren - und ausfällig geworden sein. Trump sei wütend geworden und habe das am vergangenen Samstag auf ursprünglich eine Stunde angesetzte Telefonat bereits nach 25 Minuten abrupt abgebrochen.

"Das war heute das bei weitem schlimmste Telefonat", soll Trump seinem Gesprächspartner gesagt haben, berichtete die "Washington Post" unter Berufung auf Quellen im Weißen Haus. Wer das Leck gewesen sein könnte, darüber spekulieren australische Medien und Regierungsbeamte und kommen auf eine überraschende Theorie.

Streitpunkt zwischen Trump und Turnbull war eine Flüchtlingsvereinbarung, die Australien noch mit Ex-Präsident Barack Obama getroffen hatte. Demnach wollen die USA bis zu 1250 Bootsflüchtlinge aufnehmen, die Australien in Aufnahmezentren im kleinen pazifischen Inselstaat Nauru und auf der zu Papua-Neuguinea gehörenden Insel Manus untergebracht hat. Darunter sind auch Menschen aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern, für die Trump einen Einreisestopp verhängt hat.

"Schlechtester Deal aller Zeiten"

Trump soll die Vereinbarung als "schlechtesten Deal aller Zeiten" kritisiert haben. Australien wolle "die nächsten Boston-Bomber" exportieren, sagte Trump der Zeitung zufolge in Anspielung auf einen Anschlag auf den Marathon in der US-Stadt durch zwei in den USA lebende Brüder tschetschenischer Abstammung im Jahr 2013.

Turnbull bestritt am Donnerstag, dass Trump aus Verärgerung nach 25 Minuten abrupt aufgelegt habe. "Ich kann bestätigen, dass der Bericht, wonach der Präsident aufgelegt hat, nicht zutrifft", sagte Turnbull. Der Umgang miteinander sei höflich gewesen.

Die mit Obama getroffene Vereinbarung sehe auch nicht vor, dass die USA alle 1200 Flüchtlinge aufnähmen, sondern dass das US-Heimatschutzministerium jeden Einzelnen einer strengen Sicherheitsüberprüfung unterziehe, sagte Turnbull. Deshalb sei eine kleinere oder größere Zahl möglich. Nach den Worten von Turnbull haben Trump, dessen Sprecher Sean Spicer und zuletzt auch die US-Botschaft in Australien bestätigt, dass die Vereinbarung eingehalten werde.

Turnbull will Umgang mit Trump nicht kommentieren

Auf die Frage, ob der Umgang mit Trump schwierig sei, antwortete Turnbull nicht. Er habe eine sehr freimütige Diskussion mit Trump gehabt, sagte Turnbull. Die Beziehungen zwischen beiden Ländern bezeichnete er als grundsolide. Die USA und Australien sind seit dem Zweiten Weltkrieg enge und vertrauensvolle Verbündete.

Auch Tage nach dem Gespräch mit Turnbull kartete Trump nach. "Könnt Ihr das glauben? Die Obama-Regierung hat sich bereit erklärt, Australien Tausende illegale Einwanderer abzunehmen. Warum?", schrieb Trump am späten Mittwochabend (Ortszeit) auf Twitter. "Ich werde diesen dummen Deal prüfen!"

Trump und die "tough Hombres"

Auch in einem Telefonat mit Mexikos Präsident Enrique Pena Nieto am vergangenen Freitag soll es hoch hergegangen sein. Der mexikanische Regierungssprecher Eduardo Sanchez widersprach allerdings Medienberichten, wonach Trump gedroht habe, US-Truppen nach Mexiko zu schicken, um "tough Hombres" - also Bösewichte - zu stoppen. Gemeint waren damit Mitglieder von Drogenkartellen.

"Sie haben einige knallharte 'Hombres' (Spanisch: Männer) in Mexiko, mit denen Sie vielleicht Hilfe brauchen", sagte Trump laut einem Bericht des Senders CNN während des Telefonats. "Wir sind bereit, in großem Stil dabei zu helfen, aber sie müssen außer Gefecht gesetzt werden, und Sie haben das nicht gut gemacht." CNN berief sich auf ein Protokoll des Gesprächs vom vergangenen Freitag.

Beide Präsidenten hätten Differenzen bei verschiedenen Themen zum Ausdruck gebracht, twitterte Sanchez am Mittwoch (Ortszeit).

In beiden Gesprächen soll sich Trump laut "Washington Post" auch mit seinem Wahlsieg und der aus seiner Sicht großen Menschenmenge während seiner Vereidigung gebrüstet haben.

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