Deutschland zieht Diplomaten aus Nordkorea ab

(c) imago/UPI Photo (KCNA)
  • Drucken

Als Reaktion auf den jüngsten Raketentest Nordkoreas schränkt Deutschland seine diplomatischen Beziehungen zu dem ostasiatischen Land ein. Ein Diplomat - aber nicht der Botschafter- wurde abgezogen.

Als Reaktion auf den jüngsten Raketentest Nordkoreas schränkt Deutschland seine diplomatischen Beziehungen zu dem ostasiatischen Land ein. Außenminister Sigmar Gabriel kündigte am Donnerstag bei einem Besuch in Washington den Abzug eines deutschen Diplomaten - aber nicht des Botschafters - aus Pjöngjang an.

Gleichzeitig sei Nordkorea aufgefordert worden, einen Botschaftsmitarbeiter aus Berlin zurückzubeordern. Der diplomatische Druck wird also erhöht, andere in Europa tun das auch", sagte Gabriel. Einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen lehnt er aber weiter ab.

Das Auswärtige Amt hatte wegen der nordkoreanischen Raketen- und Atomtests bereits Ende Juli zwei Botschaftsmitarbeiter aus Pjöngjang abgezogen und zwei nordkoreanische Diplomaten zur Ausreise aufgefordert. Die neue Personalkürzung wurde schon am Mittwoch dem nordkoreanischen Botschafter bei einer Einbestellung mitgeteilt.

USA fordert gänzliches Abbrechen der Beziehungen

Kurz danach forderte die Sprecherin des US-Außenministers, Heather Nauert, Deutschland und andere Staaten dazu auf, ihre diplomatischen Beziehungen zu dem Land ganz abzubrechen. US-Außenminister Rex Tillerson wiederholte diese Forderung im persönlichen Gespräch mit Gabriel nach dessen Angaben aber nicht. Auch auf anderem Wege gebe es keine entsprechende offizielle Aufforderung der USA an Deutschland, sagte er.

Österreich hat keine diplomatische Vertretung in Pjöngjang, Nordkorea unterhält aber eine Botschaft in Wien. Deutschland hat dagegen eine "niedrige einstellige Zahl" entsandter Diplomaten in Pjöngjang, umgekehrt ist es die gleiche Größenordnung. Genaue Angaben macht das Auswärtige Amt aus Sicherheitsgründen nicht.

Der deutsche Botschafter in Pjöngjang, Thomas Schäfer, zählt zu den erfahrensten westlichen Diplomaten in Nordkorea. Er war schon von 2007 bis 2010 Botschafter dort und kehrte 2013 in die nordkoreanische Hauptstadt zurück. Die DDR hatte von 1949 bis 1990 diplomatische Beziehungen zu Nordkorea, die Bundesrepublik Deutschland seit 2001. In dem recht großen Botschaftsgebäude, der früheren DDR-Botschaft, sind sieben andere Länder mit Botschaftern oder ständigen Vertretern untergebracht.

Der jüngste Raketentest Nordkoreas am Mittwoch war der 19. in diesem Jahr. Im September hatte das kommunistisch geführte Land zudem zum sechsten Mal einen Atomtest unternommen.

USA setzt auf Isolation Nordkoreas

Die Amerikaner setzen nun auf eine Isolation Nordkoreas. Deutschland will den Gesprächsfaden dagegen aufrechterhalten und alle Kanäle nutzen, um zu Fortschritten in dem Atomstreit zu kommen. Die deutsche Regierung unterstützt allerdings die Sanktionen gegen Nordkorea. Weitere Maßnahmen schloss Gabriel nicht aus. "Natürlich sprechen wir mit unseren europäischen Kollegen auch darüber, ob es notwendig ist, den diplomatischen Druck noch weiter zu erhöhen", betonte er.

Tillerson verzichtete wie üblich auf eine gemeinsame Pressekonferenz mit Gabriel. Vor dem Treffen mahnte er lediglich China, den Druck auf Nordkorea zu erhöhen. "Ich glaube die Chinesen tun viel. Wir glauben aber, sie könnten mehr beim Öl tun", sagte er. Die Einschränkung der Öllieferungen sei das "effektivste Instrument", um Nordkorea unter Druck zu setzen.

China reagierte zurückhaltend auf die Forderung der USA. Peking sei stets dafür eingetreten, die vom UNO-Sicherheitsrat beschlossenen Sanktionen umzusetzen, sagte Außenamtsprecher Geng Shuang am Donnerstag in Peking. Eine Lösung des Konflikts müsse mit "Verhandlung und Dialog" erreicht werden. Ein militärisches Eingreifen sei keine Option. Im Einklang mit bisherigen UNO-Sanktionen hatte China seine Öllieferungen an Nordkorea im Oktober beschränkt, aber nicht komplett eingestellt.

Russland gegen einen Stopp der Öllieferungen

Auch Russland sprach sich gegen einen Stopp der Öllieferungen aus. "Wir stehen dem ablehnend gegenüber", sagte Außenminister Sergej Lawrow am Donnerstag in Minsk. Moskau habe schon mehrmals betont, dass der Druck durch Sanktionen keine Wirkung zeige. Die Haltung der USA könne Pjöngjang sogar zu dem jüngsten Raketenstart provoziert haben. "Es scheint, als ob alles mit der Absicht gemacht wurde, damit (der nordkoreanische Machthaber) Kim Jong-un ausrastet und eine weitere verzweifelte Tat unternimmt", sagte Lawrow der Agentur Tass zufolge.

(APA/AFP)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Deutschland schränkt diplomatische Beziehungen zu Nordkorea ein

Berlin zieht einen deutschen Diplomaten aus der nordkoreanischen Hauptstadt ab. Ein Aufruf der USA an die Staatengemeinschaft das Land komplett zu isolieren, verhallt.
Nordkoreas Diktator Kim Jong-un soll nach Ansicht der USA vollkommen isoliert werden
Außenpolitik

Nordkorea: Asselborn gegen US-Forderung zur Botschaftsschließung

Die USA fordern alle Länder auf, ihre diplomatischen Beziehungen mit dem stalinistischen Regime abzubrechen. Luxemburgs Außenminister warnt davor.
Ein Mann in Tokio vor einem Nachrichten-Monitor.
Außenpolitik

Raketentest: Nordkorea sieht sich in der Lage, gesamte USA anzugreifen

Nordkorea provoziert mit einem weiteren Raketenabschuss. Es gibt allerdings erhebliche Zweifel am Erfolg des Tests. US-Präsident Trump kündigt neue Sanktionen an.
Die Einkommen der Südkoreaner sind mit denen in der EU vergleichbar. Finanztechnisch ist das Land jedoch ein Schwellenland.
Mein Geld

Südkorea trotzt dem Säbelrasseln

Während die Spannungen mit Nordkorea eskalieren, erwacht die Börse in Seoul aus ihrem Dornröschenschlaf und jagt von einem Rekord zum nächsten. Warum?
Donald Trump und Kim Jong-un haben sich in den letzten Monaten mehrere Drohungen und Beleidigungen an den Kopf geworfen.
Außenpolitik

Trump: Nordkorea kommt wieder auf die Terrorliste

Die Pause auf der Terrorliste für Nordkorea währte nicht ganz zehn Jahre. Auf der Liste stehen derzeit noch der Iran, der Sudan, Syrien und Kuba.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.