Ungarns Kanzleramtschef Lázár hatte auf Facebook ein Video aus Favoriten gezeigt.
Budapest/Wien. Ungarns Kanzleramtsminister, János Lázár, bemüht sich nach der Empörung über sein Facebook-Video über Wien um Schadensbegrenzung: „Ich wollte keinen Wiener beleidigen“, sagte er am Donnerstagnachmittag in Budapest. Zuvor hatte ihn sein Pendant in Österreich, Kanzleramtsminister Gernot Blümel (ÖVP), angerufen. Blümel hatte nach dem Video verärgert gemeint, er lasse sich seine „Stadt nicht schlechtreden“. Bundeskanzler Kurz begrüßte Lázárs Entschuldigung und pochte auf einem „guten Umgangston“ zwischen Nachbarstaaten.
Das Video zeigt Lázár (43), wie er in Favoriten umhergeht. Darin erzählt er, dass er in dem Bezirk mit dem hohen Ausländeranteil neben Migranten nur noch Pensionisten getroffen habe. Die „weißen, christlichen Österreicher“ hätten Angst, Fremde hätten ganze Stadtteile übernommen, es sei dort schmutziger, ärmlicher, die Kriminalität sei höher. Budapest, schloss er, dürfe nicht Wien werden.
Nun sagt Lázár, es sei ihm „ferngelegen, jemanden zu beleidigen“; er habe aber zeigen wollen, was Einwanderung bewirken kann. Die Sache habe mit Einmischung in Wiener Angelegenheiten nichts zu tun, sondern als Aufruf an die Ungarn gegolten. Hintergrund ist die ungarische Parlamentswahl im April: Noch bestehe dabei die Chance zu verhindern, dass Ungarn ein Einwanderungsland werde – damit meinte er wohl, man solle die nationalkonservative Partei Fidesz des Ministerpräsidenten Viktor Orbán wählen.
„Wien ist nicht schmutzig“
Blümel, hieß es aus seinem Büro, habe Lázár erklärt, dass solche Aktionen unter befreundeten Ländern nicht akzeptabel seien. Der Vorfall werde aber die Beziehungen nicht belasten. Wiens künftiger SP-Bürgermeister Michael Ludwig traf Ungarns Botschafter János Perényi zu einem „freundschaftlichen Gespräch“. Ludwig sagte, die Darstellung seiner Stadt „richte sich von selbst“, sei aber nicht geeignet, Wien oder Favoriten als „schmutzig darzustellen“. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.03.2018)