USA: Die First Lady zeigt ihre Macht

Mit dem Gang an die Öffentlichkeit überrumpelte Melania Trump ihren Mann.
Mit dem Gang an die Öffentlichkeit überrumpelte Melania Trump ihren Mann.(c) REUTERS (Yuri Gripas)
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Donald Trump feuert eine hochrangige Mitarbeiterin, weil sich seine Frau gegen sie gestellt hatte.
Das hat weitreichende Folgen für das Machtgefüge in Washington.

New York. Es war eine außergewöhnliche Aussendung. In einem E-Mail informierte Stephanie Grisham, die Sprecherin der First Lady, die Medien, dass die stellvertretende Nationale Sicherheitsberaterin, Mira Ricardel, „nicht länger die Ehre verdiene, im Weißen Haus zu arbeiten“. Journalisten im ganzen Land runzelten die Stirn. Melania Trump hat nicht die Befugnis, Regierungsmitarbeiter zu feuern. Also tat das der Präsident letztlich selbst: Ricardel ist ihren Job los.
Die Affäre um die Stellvertreterin des obersten Sicherheitsberaters, John Bolton, ist aus mehreren Gründen bemerkenswert. Zunächst wirft sie ein Schlaglicht auf die Ehe von Donald und Melania Trump. Warum entschied sich die First Lady, die Ablöse einer hochrangigen Politikerin per Pressemitteilung zu fordern? Hat sie zuvor erfolglos versucht, ihren Gatten privat davon zu überzeugen? Jedenfalls soll der Präsident alles andere als erfreut über Melanias Initiative gewesen sein. Mit dem Gang an die Öffentlichkeit ließ sie ihm indes keine andere Wahl, als Ricardel zu feuern.

Konflikt seit Afrikareise

Auslöser für den Streit war eine Afrikareise Anfang Oktober. Ricardel soll sich zum Ärgernis der First Lady unter anderem über die Platzverteilung im Flugzeug beschwert haben. Außerdem sei Ricardel mit Details zum Trip zu früh an die Öffentlichkeit gegangen und habe bewusst Falschinformationen gestreut. Als dann auch noch die Nachrichtenseite Quartz berichtete, dass Melania in einem Hotel in Kairo 95.000 Dollar ausgegeben habe, war für die Präsidentengattin klar: Dafür ist Ricardel verantwortlich, die 58-Jährige muss gehen.
Zunächst soll Melania mit ihrem Ansinnen auf taube Ohren gestoßen sein. Sie besprach die Affäre mit John Kelly, dem Stabschef im Weißen Haus, der wiederum Bolton, den Vorgesetzten Ricardels, davon informierte. Dieser ignorierte die Sache. Erst im Zuge der Aussendung von Melanias Sprecherin wurde die Intrige nach außen getragen. Im Endeffekt saß die First Lady am längeren Ast.
Mit dem ungewöhnlichen Schritt demonstrierte Melania ihre Macht. Sie vermittelt auch einmal mehr durch die Blume, dass sie nicht immer mit der Politik ihres Mannes einverstanden ist. Die gebürtige Slowenin gilt als relativ moderate Stimme im Weißen Haus, die sich gern gegen die „Hardliner“ um Bolton und Stephen Miller stellt. Der meist im Hintergrund agierende Miller (33) zählt zu Trumps wichtigsten Einflüsterern, speziell beim Immigrationsthema.
Auch die nun gefeuerte Ricardel zählte zum Lager der Hardliner. Nach der Wahl Trumps war sie für die Postenbesetzung im Pentagon zuständig, dabei krachte sie immer wieder mit dem designierten Verteidigungsminister James Mattis zusammen. Mattis, der einen guten Draht zu Melania Trump haben soll, ist in außenpolitischen Fragen eher moderat. Im Zuge des Streits mit Nordkorea und des US-Bombardements in Syrien hat er mehrfach auf potenzielle Gefahren hingewiesen und Zurückhaltung eingefordert.

Mattis' Stuhl wackelt

Die sich ständig ändernde Balance zwischen erzkonservativen und moderaten Republikanern ist eine der interessantesten Geschichten der Präsidentschaft Trumps. Mit ihrem aggressiven öffentlichen Statement gegen Ricardel versetzte die First Lady der Fraktion um Bolton und Miller einen schweren Schlag. Freilich: Schon bald könnte sich das Blatt wieder wenden. Erst unlängst bezeichnete Trump Mattis als „Demokraten“. Die Tage des Verteidigungsministers scheinen gezählt.
Auch Kirstjen Nielsen, Ministerin für Heimatschutz, steht auf der Abschussliste. Muss sie gehen, wäre das ein Sieg für Miller, der die Immigrationspolitik Nielsens als zu harmlos kritisiert. Mit Nielsen könnte auch gleich Kelly seinen Schreibtisch räumen. Der Stabschef war stets einer ihrer lautesten Unterstützer.

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