Die Zeichen stehen weiter auf Entspannung: Seoul stimmt der Einladung zu Gesprächen auf Arbeitsebene grundsätzlich zu.
Mit der Reaktivierung einer wichtigen Telefonverbindung zum Süden hat Nordkorea nach monatelangen Kriegsdrohungen seiner Gesprächsinitiative eine erste Tat folgen lassen. Die Führung in Pjöngjang schaltete am Freitag die ständige Leitung zum Roten Kreuz wieder frei, die sie im Zuge ihre Angriffsdrohungen gegen Südkorea und die USA im März gekappt hatte. Konkret wurde am Freitag über ein Arbeitstreffen am Sonntag und möglicherweise eine spätere Zusammenkunft auf Ministerebene diskutiert.
Ein Sprecher des nordkoreanischen Komitees für die Friedliche Wiedervereinigung Koreas sagte am Freitag, bilaterale Gespräche sollten nach Ansicht Pjöngjangs im derzeit geschlossenen gemeinsamen Industriekomplex Kaesong auf nordkoreanischem Boden und zunächst lediglich auf Arbeitsebene stattfinden. Er reagierte damit auf ein Angebot der südkoreanischen Regierung vom Vortag, für Mittwoch ein Ministertreffen in Seoul anzuberaumen.
Seoul will Gespräche in Panmunjom
Südkorea zeigte sich einverstanden, zunächst die Arbeitsebene tagen zu lassen. Die Gespräche sollten allerdings nicht in Kaesong stattfinden, sondern im Grenzort Panmunjom, teilte das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium mit. Die Antwort Seouls erfolgte demnach über die ständige Telefonverbindung. Diese war 1971 vom Roten Kreuz hergestellt worden, beide Seiten kommunizierten gewöhnlich zweimal täglich darüber.
Nach Monaten der Spannung hatten sich Nord- und Südkorea am Donnerstag überraschend auf neue Arbeitsgespräche verständigt. Zuletzt fanden im Februar 2011 derartige Debatten statt. Gespräche auf Ministerebene gab es seit dem Jahr 2007 nicht mehr.
In den vergangenen Monaten hatte sich der Konflikt auf der koreanischen Halbinsel stark zugespitzt. Nordkorea provozierte die Weltgemeinschaft mit Raketenstarts sowie einem Atomtest und drohte mit Atomangriffen auf Südkorea und die USA.
Zudem schloss Pjöngjang die Sonderwirtschaftszone Kaesong, wo sich seit dem Jahr 2004 mehr als 120 südkoreanische Firmen angesiedelt hatten. Für sie arbeiteten auch mehr als 50.000 Nordkoreaner. Im April zog Nordkorea alle seine Arbeitskräfte ab, Südkorea folgte.
Die Bewegung in Nordkorea kommt unmittelbar vor einem Treffen von US-Präsident Barack Obama mit seinem chinesischen Kollege Xi Jinping. Sie wollten am Freitag zu zweitägigen Gesprächen in den USA zusammenkommen. Der Nordkorea-Experte Yoo Ho-yeol von der Korea-Universität in Seoul vermutete daher, dass Nordkoreas Verbündeter China Druck auf das Land ausgeübt habe. Er sehe Hinweise auf einen umfangreicheren Dialog, "der die USA einschließen könnte", sagte er.
Die Sprecherin des US-Außenministeriums, Jennifer Psaki, sagte jedoch am Donnerstag, Nordkorea müsse sich zuallererst bei seinem Atomprogramm bewegen. Zugeständnisse in diesem Bereich schließt Pjöngjang allerdings kategorisch aus.
China setzt unterdessen auf eine bessere Wirtschaftskooperation mit Nordkorea. Peking arbeite derzeit an neuen Verträgen mit Pjöngjang, berichtete ein Diplomat am Freitag in Peking. Bei dem Besuch eines Gesandten aus Pjöngjang in China vor rund zwei Wochen habe die Pekinger Führung bereits die Chancen für bessere Wirtschaftskontakte ausgelotet. Details der Wirtschaftspläne wurden zunächst nicht bekannt.
(APA/AFP)