Zypern: Geteilte Insel vor Schicksals-Treffen

(c) AP (PETROS KARADJIAS)
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Neuer zypriotischer Präsident spricht mit Türken-Amtskollegen über Vereinigung.

NIKOSIA/ISTANBUL (keet). Ganz Zypern, aber auch die Türkei und die EU blicken heute, Freitag, mit Spannung auf den Sitz des UN-Vertreters in Nikosia: Dort trifft der neue Präsident der Republik Zypern, Dimitris Christofias, erstmals seit seiner Wahl vor wenigen Wochen das Oberhaupt der international nicht anerkannten Türkischen Republik Nordzypern, Mehmet Ali Talat.

Das Treffen dürfte für die Zukunft beider Länder entscheidend sein. Christofias wurde mit dem klaren Auftrag gewählt, die seit einem griechischen Militärputsch und einer türkischen Invasion vor 34 Jahren gespaltene Insel wieder zusammenzuführen.

Nach der euphorischen Wahlnacht, aus der der Kommunist Christofias siegreich hervorging, sind die Hoffnungen, die man auf das Treffen setzt, allerdings rasch abgekühlt. Zyperns Außenminister Kyprianou hat sie vor Tagen weiter abgekühlt: „Es gibt ein Fenster der Möglichkeiten, aber wir sollten nicht zu optimistisch sein.“

Christofias will eine Föderation mit zwei Teilrepubliken akzeptieren. Sein Vorgänger Tassos Papadopoulos hätte den Türken des Nordens nur Minderheitenrechte wie in der EU üblich eingeräumt. Freilich geht es Christofias nicht nur um die Einigung, sondern auch um die Souveränität Zyperns. Das Volk Zyperns habe „das Recht, sein Schicksal zu bestimmen“, die äußere Einmischung müsse enden. Konkret heißt das: Abzug der türkischen Armee und ein Ende des Garantiemächtestatus für die Türkei, Griechenland und Großbritannien.

Festgefahrene Fronten

Das dürfte schwierig werden: Als Ex-UN-Chef Annan vor Jahren vorschlug, dass die türkische Armee bei einer Einigung der Insel nur langsam und teilweise gehen und der Status der Garantiemächte bestehen bleiben solle, lehnten das die Insel-Griechen, anders als die Insel-Türken, in einem Referendum ab. An diesen Positionen dürfte sich wenig ändern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.03.2008)

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