Der Grünen-Abgeordnete Volker Beck trat von allen Ämtern zurück, nachdem die Polizei bei ihm offenbar Drogen gefunden hatte.
Berlin. Er trete sofort als innen- und religionspolitischer Sprecher seiner Fraktion und als Vorsitzender der deutsch-israelischen Parlamentariergruppe zurück. Mit diesen Worten setzte der Grünen-Abgeordnete Volker Beck am Mittwochnachmittag wohl den Schlusspunkt in seiner politischen Karriere. Dienstagnacht waren bei ihm im Rahmen einer Polizeikontrolle im Berliner Bezirk Schöneberg offenbar 0,6 Gramm einer „betäubungsmittelsuspekten Substanz“ gefunden worden, wie die „Bild“-Zeitung berichtete. Konkret soll es sich laut dem Bericht um Crystal Meth gehandelt haben. Die Staatsanwaltschaft gab dazu aber noch keine detaillierte Erklärung ab – erst müssten chemische Untersuchungen durchgeführt werden.
Auf seiner Website, die Mittwochnachmittag offenbar unter der Last der Zugriffe zusammenbrach und nicht mehr erreichbar war, hatte er zunächst geschrieben: „Ich habe immer eine liberale Drogenpolitik vertreten. Zu den gegen mich erhobenen Vorwürfen wird mein Anwalt zu gegebener Zeit eine Erklärung gegenüber der Staatsanwaltschaft abgeben. Ich werde mich dazu öffentlich nicht einlassen.“ Ob er nun auf sein Mandat verzichten wird, bleibt offen – der 55-Jährige sitzt seit 1994 im Bundestag.
Es ist nicht der erste derartige Fall im Deutschen Bundestag. 2014 hatte der SPD-Abgeordnete Michael Hartmann zugegeben, Crystal Meth gekauft und genommen zu haben. Er trat damals als innenpolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion zurück und nahm eine Auszeit. Inzwischen arbeitet er wieder im Bundestag.
Bei Crystal Meth handelt es sich um ein Metamphetamin, ein synthetisches Aufputschmittel. Trotz starker Nebenwirkungen, etwa faulenden Zähnen und Haarausfall, wurde es in den vergangenen Jahren als Partydroge beliebt. Auch deswegen, weil es im Vergleich zu anderen Mitteln billig ist – es wird auch als das „Kokain des kleinen Mannes“ bezeichnet. Die Droge wurde zuletzt durch die US-Serie „Breaking Bad“ bekannt – im Netz kursierten auch bald nach Bekanntwerden des Falles hämische Bezüge darauf. Schlagwort: Breaking Beck. (eko/red.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2016)