Conways PR-Aktion: „Absolut falsch, falsch, falsch“

Das weibliche Gesicht des Weißen Hauses. Kellyanne Conway steht bedingungslos zu Trump – und redet alles schön.
Das weibliche Gesicht des Weißen Hauses. Kellyanne Conway steht bedingungslos zu Trump – und redet alles schön.imago/ZUMA Press
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Der Appell der Trump-Beraterin, die Produkte der Modelinie Ivanka Trumps zu kaufen, trug ihr harsche Kritik von links wie rechts und den Vorwurf des Interessenkonflikts ein. Kellyanne Conway sorgt für Aufruhr.

Wien/Washington. Kellyanne Conway hat einen direkten Draht zum Präsidenten, sie genießt das Privileg des exklusiven Zugangs zum Oval Office. Bei Donald Trump steht die 50-jährige Powerfrau als Beraterin und Einflüsterin hoch im Kurs, seit sie im vorigen August dessen Wahlkampf an einem Tiefpunkt übernahm und in der Folge einen entscheidenden Beitrag zu einem Wahlsieg leistete, an den er selbst nicht mehr so recht glauben wollte. Dass sich die promovierte Juristin in TV-Interviews so vehement für ihn in die Bresche warf, brachte ihr die Wertschätzung ihres Chefs ein, der ihre Auftritte stets aufmerksam verfolgt.

Beim Inaugurationsball bat der Präsident sie demonstrativ auf die Bühne, um ihr seinen Dank abzustatten. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sie sich seiner „100-prozentigen“ Unterstützung sicher sei, wie sie nach ihrem jüngsten Fauxpas erklärte. Sie muss vorerst wohl nicht um ihren Job fürchten – und darum, sich den Groll und Donnerhall Donald Trumps zuzuziehen: „You're fired.“

In einem Interview für die TV-Show „Fox and Friends“ vor dem Signet des Weißen Hauses hat Conway einen Solidaritätsaufruf an die Zuseher gerichtet: „Geht und kauft Ivankas Sachen.“ Der Appell – eine „Gratiswerbung“ – war ein Echo auf eine scharfe Twitter-Kritik Trumps, nachdem Nobelkaufhäuser wie Nordstrom und Nieman Marcus die Modelinie Ivanka Trumps wegen schwacher Nachfrage aus ihrem Sortiment genommen hatten. Die Gegner des Präsidenten forderten zu einem Boykott aller Trump-Produkte auf, auf der anderen Seite formierten sich die Anhänger unter dem Motto #Buy Ivanka.

Die PR-Aktion trug der Trump-Beraterin indessen Vorwürfe von links wie rechts ein. „Absolut falsch, falsch, falsch. Dafür gibt es keine Entschuldigung“: So scharf rügte Jason Chaffetz, der republikanische Vorsitzende des Ethikausschusses im Repräsentantenhaus, seine Parteifreundin. Die Demokraten drängen auf eine Untersuchung, das Weiße Haus beließ es einstweilen bei einer informellen Unterweisung Conways. Wegen seines Firmenkonglomerats, insbesondere des neuen Trump Hotel in Washington, könnten dem Präsidenten noch gravierende Interessenkonflikte ins Haus stehen.

Kellyanne Conway, das weibliche Gesicht des Weißen Hauses, sorgt für Aufruhr. Gleich zu Beginn der Trump-Ära hat sie das Schlagwort des Jahres geprägt. Die Darstellung des Pressesprechers Sean Spicer in der Kontroverse um die Zuschauerzahlen bei der Angelobung bezeichnete sie unbeirrt als „alternative Fakten“. Den Medien warf sie vor, die Trump-Gegner aufzuwiegeln. Kurz darauf sprach sie im Zusammenhang mit der Kritik am Einreiseverbot Trumps vom „Bowling Green Massaker“ zweier irakischer Flüchtlinge, was indes ihrer Fantasie entsprang.

„Ich kann jeden Job haben, den ich will“, rühmte sich die vierfache Mutter. Den Posten der Pressesprecherin, den ihr Trump zugedacht hatte, schlug sie aus. Bekanntheit erlangte die Ex-Miss-Blueberry aus New Jersey in den 1990er-Jahren als TV-Analytikerin und später als Polit-Strategin und Meinungsforscherin für Newt Gingrich, Mike Pence und den Trump-Rivalen Ted Cruz – als solche übte sie noch Kritik an Trump.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2017)

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