Nordkorea auf Kurs bringen

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US-Außenminister Tillerson warb bei seinem China-Besuch um ein gemeinsames Vorgehen gegen Nordkorea.

Peking. Nordkoreas Diktator Kim Jong-un bewies mit dem Test eines neuen Raketenantriebs seinen Sinn für Timing und Dramatik und unterstrich zugleich die Bedrohung durch sein Atomprogramm. Er sprach von einem „historischen Tag“ und einer „Revolution“ bei der Entwicklung von Trägerraketen für Satelliten, die Experten zufolge indes eine Tarnung für die Entwicklung von Interkontinentalraketen sind.

Der Test fiel nämlich zusammen mit dem Besuch des US-Außenminister Rex Tillerson in Peking, und Nordkorea stand auf seiner Gesprächsagenda ganz oben. Trotz einer diplomatischen Annäherung gibt es zwischen China und den USA aber gerade im Umgang mit dem Atomprogramm Pjöngjangs erhebliche Differenzen. Man werde Nordkorea gemeinsam auf Kurs bringen, hofft Tillerson, der zunächst mit seinem chinesischen Amtskollegen Wang Yi konferierte und am Sonntag auch von Staats- und Parteichef Xi Jinping empfangen wurde.

Beide Seiten stimmten darin überein, dass die Spannungen auf der Halbinsel ein ziemlich gefährliches Niveau erreicht hätten. Deshalb habe man sich verpflichtet, „alles zu tun, um zu verhindern, dass irgendeine Art von Konflikt ausbricht“, erklärte Tillerson bei seiner letzten Station auf seinem Asien-Trip nach Japan und Südkorea.

Die staatliche chinesische Zeitung „Global Times“ warnte vor Chaos, sollte Nordkorea, wie von den USA gefordert, mit noch härteren Sanktionen belegt werden. Es helfe nicht, Nordkorea zu „terrorisieren“. China hatte kurz vor dem Tillerson-Besuch vor einem Frontalzusammenstoß mit Nordkorea gewarnt und die USA und Südkorea zum Kompromiss aufgerufen.

Tillerson hatte dagegen bei seiner Visite in Seoul betont, dass er den Druck erhöhen wolle, und schloss dabei auch ein militärisches Vorgehen nicht aus. Auch US-Präsident Trump deutete eine härtere Gangart an. Nordkorea verhalte sich „sehr böse“, schrieb Trump auf Twitter. „Sie spielen seit Jahren mit den USA. China hat wenig unternommen, um zu helfen.“ Die Spannungen in der Region hatten sich nach zwei Atomversuchen und mehr als 20 Raketentests durch Nordkorea erhöht. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.03.2017)

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