Trump twittert Hetz-Videos rechter britischer Gruppierung

Donald Trump im Roosevelt-Zimmer des Weißen Hauses.
Donald Trump im Roosevelt-Zimmer des Weißen Hauses.APA/AFP/JIM WATSON
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Donald Trump teilte auf Twitter Videos der rechten Gruppe "Britain First", auf der angebliche Gewalttaten von Muslimen zu sehen sind. Kritik kommt auch aus der Londoner Downing Street.

US-Präsident Donald Trump hat möglicherweise Muslime verunglimpfende Inhalte einer rechtsgerichteten britischen Aktivistin verbreitet. Auf seinem Twitter-Account leitete Trump am Mittwoch die Einträge der Britin Jayda Fransen weiter, der Vizechefin der Gruppierung "Britain First".

Fransen war vor einem Jahr von einem britischen Gericht wegen Beleidigung einer Muslimin verurteilt worden und unterliegt einem gerichtlich verhängten Zutrittsverbot zu Moscheen und anderen Einrichtungen in England und Wales.

Trumps Aktion stießt in Großbritannien auf erhebliche Kritik. Die Regierung in der Downing Street reagierte ungewöhnlich scharf: Die Retweets einer anti-islamischen Gruppierung durch Trump seien "falsch", hieß es von dort.

"Britain First versucht Gemeinschaften durch ihre hasserfüllten Narrative zu spalten, die Lügen verbreiten und Spannungen anheizen. Sie erzeugen Angst bei rechtschaffenen Leuten", sagte ein Regierungssprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Die Briten lehnen die mit Vorurteilen geladene Rhetorik der extremen Rechten ab, die den Werten dieses Landes widersprechen: Anstand, Toleranz und Respekt." Der Labour-Abgeordnete Chuka Umunna forderte, Trumps geplanten Besuch in Großbritannien für 2018 abzusagen.

Das Weiße Haus verteidigte Trump. Es gebe eine reale Bedrohung und dies habe der Präsident unterstreichen wollen. "Die Bedrohung ist echt, der Bedrohung muss man begegnen und über diese Bedrohung muss man reden", sagte seine Sprecherin Sarah Sanders.

Unklarheit über Authenzität der Videos

Konkret leitete der Account von Donald Trump ein von Fransen eingestelltes Video weiter, auf dem zu sehen ist, wie ein Mann in traditionell muslimischer Kleidung und mit langem Bart eine künstlerisch gestaltete Figur zu Boden fallen und dort zerschellen lässt. Bei der Figur soll es sich um ein Abbild der Jungfrau Maria handeln.

Auf einem weiteren, von Trump weitergeleiteten Video Fransens ist zu sehen, wie ein dunkelhaariger junger Mann einen blonden jungen Mann schlägt und mit Füßen tritt. Angeblich soll es sich dabei um einen Übergriff eines jungen Muslims auf einen niederländischen Mann handeln. In einem dritten Video versucht ein Mann angeblich, eine an Krücken gehende Person von einem Dach zu schubsen. Die Authentizität der Filme ist nicht belegt, in Teilen wirken sie gestellt.

Fransen dankte Trump für die Verbreitung der Videos jedenfalls auf ihre Art und schrieb: "Gott segne Trump! Gott segne America!" Die Gruppierung "Britain First" war 2011 von Mitgliedern der rechtsgerichteten British National Party (BNP) gegründet worden. Im Juni 2016 hatte ein Gewalttäter die Worte "Britain First" gerufen, nachdem er kurz vor dem Brexit-Votum die Parlamentarierin Jo Cox ermordet hatte. Deren Ehemann Brandan Cox verurteilte am Mittwoch Trumps Unterstützung für die Tweets.

Trumps Tweets lösten auf beiden Seiten des Atlantiks Empörung aus. Brendan Cox, Witwer der ermordeten Jo Cox, schrieb auf Twitter: "Trump hat Rechtsaußen in seinem Land legitimert, jetzt versucht er es in unserem. Hass zu verbreiten hat Konsequenzen & der Präsident sollte sich dafür schämen". Auch Trumps Parteikollegen bei den Republikanern sind der Kontroversen über dessen Tweets müde. Der New Yorker Abgeordnete Peter King sagte MSNBC am Mittwoch, dass seine Wählerschaft ihn oft bitte, dessen Tweets zu stoppen.

(APA/dpa/Reuters)

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