Waffengeld für Erdoğan-Rocker in Deutschland?

Recep Tayyip Erdoğan unterstützt offenbar Osmanen Germania.
Recep Tayyip Erdoğan unterstützt offenbar Osmanen Germania.APA/AFP/TURKISH PRESIDENTIAL PRE
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Die Behörden observieren die Gruppe „Osmanen Germania“.

Ankara/Berlin. Den Boxklub Osmanen Germania gibt es erst seit zwei Jahren, aber für diese relativ kurze Zeit waren die nationalistisch gesinnten, hauptsächlich türkeistämmigen Mitglieder äußerst aktiv in mehreren Städten in Deutschland. Wie Recherchen der „Stuttgarter Zeitung“ und ZDF zeigen, soll Geld direkt aus den AKP-Zirkeln in der Türkei an den Boxklub geflossen sein. Damit sollen sich die Mitglieder unter anderem vollautomatische Schusswaffen besorgt haben.

Die deutschen Sicherheitsbehörden observieren den Klub, dessen Mitglieder im Stile der Hells Angels auftreten, schon länger. Die Ermittler werfen Osmanen Germania vor, Türkei-Kritiker und kurdische Vereine einschüchtern zu wollen – auch mit Gewalt. Als Berlin im vergangenen Jahr eine Resolution zum Armenier-Genozid verabschiedete, kam es in Deutschland zu Protesten, an denen Osmanen Germania beteiligt war.

Die oben genannten deutschen Medien zitieren aus Abhörprotokollen, die offenbar bescheinigen, dass der türkische Präsident, Recep Tayyip Erdoğan, höchstpersönlich über die Abhaltung weiterer Proteste in Deutschland entschieden hat.

Jagd auf Böhmermann

Schlüsselfigur damals, und auch beim jüngsten Skandal, sei der AKP-Abgeordnete und Erdoğan-Intimus Metin Külünk. Er soll hinter den Geldflüssen nach Deutschland stecken. Einem Abhörprotokoll zufolge soll er die Mitglieder aufgefordert haben, den Kurden „mit Stöcken auf den Kopf zu schlagen“, diese Gewalttaten zu filmen und nach Ankara zu schicken. Külünk soll darüber hinaus Osmanen Germania nahegelegt haben, den Moderator Jan Böhmermann für sein Erdoğan-Schmähgedicht „zu bestrafen“. Böhmermann hat nach seiner Sendung mit dem umstrittenen Gedicht im März 2016 für mehrere Wochen das Land verlassen. Külünk soll auch mindestens einmal Mehmet Bağcı getroffen haben, den ehemaligen Chef des Boxklubs, der in Haft sitzt.

In der Vergangenheit hat der türkische Präsidentenberater Ilnur Çevik die „wichtige Arbeit“ des Boxklubs „für türkische Jugendliche“ auch schon gelobt. In Wien betreiben Osmanen Germania auch eine Niederlassung. (duö)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2017)

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