Veysel Ok: „Deniz hat einen starken Willen“

Anwalt Veysel Ok hat den Fall Yücel vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht.
Anwalt Veysel Ok hat den Fall Yücel vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gebracht.(c) Stanislav Jenis
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Veysel Ok vertritt den deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel, der sich noch immer ohne Anklage in Haft befindet. Seine Hoffnungen ruhen auf Straßburg.

Wien. Knapp elf Monate schon sitzt Deniz Yücel im Gefängnis nahe Istanbul, und noch immer weiß er nicht, warum. Die Ermittlungen gegen den deutsch-türkischen Journalisten laufen unter Verschluss, eine Anklage ist nicht in Sicht. Der Fall Yücel ist selbst für die Türkei ein ungewöhnlicher, wo über 100 Medienschaffende im Gefängnis sitzen und sich der laufende Ausnahmezustand erschwerend auf ihren Prozess auswirkt. Deniz Yücel hat bis heute „weder einen Staatsanwalt gesehen, noch ein Gericht, und ich, als sein Anwalt, auch nicht“, sagt sein Anwalt Veysel Ok zur „Presse“. Der „Welt“-Korrespondent wurde von türkischen regierungsnahen Medien und von Politikern, von Präsident Recep Tayyip Erdoğan abwärts, als „Spion“, „Agent“ und „Terrorist“ vorverurteilt. „Er wird ohne Urteil bestraft“, erklärt Ok. Und: „Wir wollen endlich vor Gericht.“ Wenn die Beweislage gegen ihn so drückend sei, wie Vertreter der Regierung oder Justiz behaupten, „warum ist dann die Anklage nicht bereit?“

Der Fall Yücel ist auch deswegen bemerkenswert, weil die regierungsnahe Publizistik sein Interview mit dem PKK-Führer Cemil Bayık als Beispiel dafür bringt, dass er sich der Terrorpropaganda schuldig gemacht habe. Nur haben ebendiese Medien während des Friedensprozesses den Kurden Bayık und andere Kurdenführer ebenfalls getroffen. „Das zeigt“, sagt Ok, „dass der Staat und die Justiz willkürlich handeln. Der Staat hat diese Personen auch getroffen, warum soll jetzt ein Journalist nicht mit ihnen reden?“

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