Unabhängiges Barcelona? - Nun drohen Spanien-Anhänger mit Sezession

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"Tabarnia" könnte vom Scherz zum Problem für Unabhängigkeitsbefürworter werden. Ciudadanos-Chef Rivera: "Wenn Nationalisten das inexistente Recht auf Spaltung erheben, kann das jeder tun".

Nach ihrem Dämpfer bei der katalanischen Regionalwahl setzen die Unabhängigkeitsgegner offenbar auf eine neue Taktik: Sie wollen die katalanischen Nationalisten mit deren eigenen Waffen schlagen und drohen mit einer Abspaltung der Unionistenhochburg Barcelona von einer künftigen "Republik Katalonien". Im Internet hat sich eine Initiative für den "Exit" der Millionenmetropole samt Umfeld formiert.

"Tabarnexit: Die Lösung für das Problem der katalonischen Unabhängigkeitsbewegung", schreiben die Initiatoren mit Blick auf die zu schaffende Region "Tabarnia", der Teile der bisherigen Provinzen Barcelona und Tarragona angehören sollen. Auftrieb bekommen sie durch das Ergebnis der Regionalwahl, bei der sich die Unabhängigkeitsgegner rund um Barcelona - gegen den Landestrend - klar gegen die Nationalisten durchgesetzt hatten. Auch im benachbarten Tarragona gab es eine Mehrheit für die Parteien, die eine Abspaltung Kataloniens von Spanien ablehnen.

"Was im ersten Augenblick wie ein Scherz klingt, erhält immer mehr Zulauf"

Allerdings ist die Ausdehnung der Region entlang der Mittelmeerküste noch unklar. In einer Variante würde sie nur Barcelona mit seinem Umfeld umfassen ("Baja Tabarnia"), in einer zweiten Variante auch das westlich gelegene Gebiet um Tarragona ("Alta Tabarnia"). Die Befürworter der Sezession argumentieren unter anderem mit Erhebungen, wonach in dem betroffenen Gebiet - anders als im Rest Kataloniens - das Katalanische nur für eine deutliche Minderheit die Umgangssprache sei.

"Was im ersten Augenblick wie ein Scherz klingt, erhält immer mehr Zulauf und könnte zu einem Problem für (die Unabhängigkeitsführer Carles) Puigdemont und (Oriol) Junqueras werden", schreibt die konservative spanische Tageszeitung "El Mundo" (Internetausgabe) mit erkennbarer Sympathie.

Die Idee wurde auch von der unionistischen Partei "Ciudadanos" ("Bürger") aufgegriffen, deren katalanischer Ableger bei der Regionalwahl stärkste Einzelpartei geworden war. "Wenn die Nationalisten das inexistente Recht auf Spaltung erheben, kann das jeder tun", schrieb "Ciudadanos"-Chef Albert Rivera am Stefanitag auf Twitter. "Ich ziehe Unterschiedlichkeit und Union vor", fügte der gebürtige Katalane hinzu. Ähnlich äußerte sich die katalanische Wahlsiegerin und "Ciutatans"-Vorsitzende Ines Arrimadas. Die von den katalanischen Nationalisten vertretene Idee eines "homogenen Kataloniens" scheitere an ihrer eigenen Widersprüchlichkeit, kommentierte sie die "Tabarnia"-Pläne.

(APA)

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