"Iranische Diktatur": USA fordern UNO-Sitzung zu Protesten

Nikki Haley
Nikki Haley APA/AFP/GETTY IMAGES/Drew Angere
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"Kompletter Unsinn": Die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley weist Vorwürfe des Iran zurück, wonach die Proteste vom Ausland aus angestachelt worden seien.

Die USA wollen in einer Dringlichkeitssitzung des UNO-Sicherheitsrats über die sich zuspitzende Lage im Iran diskutieren. "Die UN müssen ihre Meinung sagen", erklärte die amerikanische UN-Botschafterin Nikki Haley am späten Dienstagabend in New York. Sowohl im Sicherheitsrat als auch im UN-Menschenrechtsrat in Genf müssten die Festnahmen und Toten im Zusammenhang mit den Protesten im Iran thematisiert werden.

Die Menschen im Land litten unter einer "iranischen Diktatur", sagte Haley. Sie bezichtigte die iranische Regierung, regimekritische Bürger seit langer Zeit zu "ermorden". Nirgendwo müssten Frieden und Sicherheit dringender hergestellt werden als in der Islamischen Republik Iran. Haley zitierte bei ihrem Statement vor Journalisten auch aus Online-Kommentaren von Iranern, die dem dortigen politischen System kritisch gegenüberstehen.

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Weiters wies die UNO-Botschafterin der USA Vorwürfe des Iran zurück, wonach die Proteste in dem Land vom Ausland aus angestachelt worden seien. "Wir alle wissen, dass das kompletter Unsinn ist", betonte Haley. "Die Demonstrationen sind vollkommen spontan. Sie finden praktisch in jeder iranischen Stadt statt."

Es zeige sich, dass ein "lange unterdrücktes Volk sich gegen seine Diktatoren erhebt". Daher strebten die USA Krisensitzungen der Vereinten Nationen in New York und des UNO-Menschenrechtsrats in Genf an. "Wir dürfen nicht stumm sein. Die Bevölkerung des Iran schreit nach Freiheit."

In den ersten sechs Tagen der Proteste gegen Führung und Klerus im Iran haben Sicherheitskräfte hunderte Demonstranten festgenommen. Offiziellen Angaben zufolge wurden allein in der Hauptstadt in den vergangenen drei Tagen 450 Demonstranten festgenommen. Insgesamt sollen weit über tausend Menschen hinter Gittern sein. Mindestens 19 Menschen sind laut iranischen Medien seit Beginn der Proteste getötet worden.

Auf einen Blick

Die Unruhen im Iran stellen die Führung in Teheran vor die schwerste Bewährungsprobe seit den Massenprotesten 2009, die durch die umstrittene Wiederwahl von Präsident Mahmoud Ahmadinejad ausgelöst wurden.

Das Hauptaugenmerk der zehntausenden Demonstranten liegt vor allem auf Wirtschaftsthemen. Der Unmut richtet sich gegen die hohe Arbeitslosigkeit, deutliche Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln wie Eiern und das Vorhaben der Regierung, im kommenden Jahr die Treibstoffpreise zu erhöhen.

Es gab auch Forderungen nach dem Rücktritt des religiösen und politischen Oberhauptes des Iran, Ayatollah Ali Khamenei. Einige Demonstranten riefen sogar "Shah Reza, sei gesegnet" und erinnerten damit an die Pahlewi-Dynastie, die 1979 von Ayatollah Rouhollah Khomeini mit der islamischen Revolution gestürzt wurde.

(APA/dpa/Reuters/Red.)

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