Unter Trump ziehen sich die USA aus der Weltpolitik zurück. Die aufstrebende Autokratie China will die Lücke füllen. Doch der Volksrepublik fehlt nach wie vor Wesentliches, um als mächtigste Nation der Welt geachtet zu werden.
Peking. Verkehrte Welt: Im November beim Gipfel der Asiatisch-Pazifischen Wirtschaftsgemeinschaft in Vietnam trat zunächst Donald Trump ans Rednerpult. Unmittelbar danach folgte Chinas Staatschef, Xi Jinping. Der eine trat für Freihandel und offene Grenzen ein, der andere für Mauern und eine Rückbesinnung auf die eigene Nation. Doch nicht der US-Präsident sprach sich für eine multilaterale Weltordnung aus, sondern der chinesische Staats- und Parteichef. Für Abschottung und Alleingänge hingegen warb Trump.
Die Kräfteverhältnisse haben sich verschoben. Der US-Präsident trat aus dem Pariser Klimaabkommen aus. Er erteilte dem transpazifischen Handelsabkommen TPP eine Absage, das die größte Freihandelszone markieren sollte. Beide Rückzieher stehen für den Bedeutungsverlust der USA. Und auch im Konflikt um Nordkoreas Atomwaffenprogramm, im Territorialstreit ums Südchinesische Meer, im Nahen Osten – Trump hinterlässt einen Scherbenhaufen, der nur schwer zu kitten ist. Die Verbündeten können und wollen sich nicht mehr auf die USA verlassen.