Der Nordkorea-Dialog in der mongolischen Steppe

Kim Jong-un
Kim Jong-unAPA/AFP/ED JONES
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Auch zum Höhepunkt der Atom-Krise führten die USA und Nordkorea Geheimgespräche – fernab des Rampenlichts.

Wien. Offiziell locken die olympischen Winterspiele im südkoreanischen Pyeongchang Nordkorea aus seiner Isolation: Gestern zeigte sich Südkoreas Präsident Moon Jae-in sogar bereit, Diktator Kim Jong-un persönlich zu treffen. Erst am Dienstag waren hochrangige Vertreter der beiden Koreas zusammengekommen, vereinbart wurden neben der nordkoreanischen Olympia-Teilnahme auch baldige Zusammenkünfte von getrennten koranischen Familien.

Rein formal herrschte mehr als zwei Jahre Funkstille zwischen den Erzfeinden. Doch fernab des Rampenlichts kommunizierten die verfeindeten Länder auch in der heißesten atomaren Krisenphase – sogar Vertreter aus USA und Nordkorea sprachen miteinander. Eine zentrale Rolle spielten neutrale Drittstaaten: Um die sich zuspitzenden Spannungen zu dämpfen, agierten mehrere Länder als Vermittler oder boten sich als Plattform für solche Treffen an.

Einen bedeutenden Part hatte die Mongolei: Die Ex-Sowjetrepublik hat heute zu beiden Koreas gute politische und wirtschaftliche Beziehungen. „Die Mongolei ist die einzige Demokratie der Welt, die ehrlich sagen kann, mit Nordkorea befreundet zu sein“, schreibt die „Washington Post“.
Nicht nur hat der nordostasiatische Staat in der Vergangenheit zahlreiche bilaterale Treffen zwischen den Erzfeinden Nordkorea und Japan vermittelt. Seit einigen Jahren dient die Hauptstadt Ulan-Bator als inoffizieller Treffpunkt für Nordkorea-Gespräche. Im Rahmen des „Ulan-Bator-Dialoges“ kommen seit 2014 jeden Juni Vertreter der Konfliktparteien zusammen und tauschen sich über „regionale Sicherheit“ aus. Nicht nur Wissenschaftler oder NGOs sind dabei, sondern auch Beamte, Diplomaten und Mitarbeiter von Ministerien. Beim letzten Treffen im vergangenen Juni nahmen 150 Personen teil, darunter auch Regierungsbeamte aus Washington und Pjöngjang. Auch von Eklats wird erzählt: Als ein südkoreanischer Akademiker das nordkoreanische Regime als „feudale Dynastie“ bezeichnete, drohte angeblich die nordkoreanische Delegation mit der Abreise. Der mongolische Moderator konnte dies offenbar knapp verhindern.

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