Machtbeweis: China sperrt Marriott-Homepage für eine Woche

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Die Hotelkette hatte in einem Online-Fragebogen Taiwan und Hongkong als eigene Länder angeführt. Auch Zara gerät ins Kreuzfeuer chinesischer Behörden.

Wenn es um seine territoriale Souveränität geht, versteht China keinen Spaß. Schon gar nicht, seitdem Staats- und Parteichef Xi Jinping seinem Land mehr Prominenz auf der Weltbühne verschaffen will. Das mussten diese Woche ausländische Firmen am eigenen Leib erfahren: Die Regierung in Peking hat mehrere internationale Konzerne bestraft, weil sie unter anderem Taiwan auf ihren Webseiten als eigenes Land angeführt haben.

Ausschlaggebend für die Kampagne war eine Online-Umfrage der Hotelkette Marriott International. Die weltweit größte Hotelkette hatte einen Fragebogen auf Chinesisch herausgegeben, in dem sie ihre Kunden aufforderte, ihr "Land" entweder als chinesisches Festland, Tibet, Macao, Hongkong oder Taiwan zu identifizieren. Als Strafe für den "schweren Verstoß gegen nationale Gesetze" und die "Verletzung der Gefühle des chinesischen Volkes" legte Chinas Internetbehörde die chinesische Homepage des Konzerns für eine Woche lahm und deaktivierte die Funktion für Online-Buchungen.

Auf der chinesischen Webseite von Marriott, das in China mehr als 100 Hotels betreibt, war am Freitag eine Entschuldigung zu lesen: Marriott respektiere Chinas Souveränität und territoriale Integrität und unterstütze keine "separatistischen Gruppen". "Wir entschuldigen uns zutiefst für jegliches Verhalten, das zu dem Missverständnis geführt hat." Nicht nur die Regierung empörte sich über das Hotel. Auch in Sozialen Netzwerken riefen User zu einem Boykott auf - zumal Marriott kurz darauf für einen weiteren Aufschrei sorgte.

Fluglinie Delta soll sich entschuldigen

Chinesische Internetnutzer entdeckten einen Like eines Twitter-Accounts der Hotelgruppe unter einem Kommentar einer tibetischen Unabhängigkeitsorganisation. Auch dafür entschuldigte sich Marriott öffentlich.

Aufgrund der Auseinandersetzung nahmen chinesische Regierungsbehörden darauf die Webseiten anderer internationaler Firmen unter die Lupe: Die Cyber-Aufsicht in Shanghai rügte die spanische Modekette Zara dafür, Taiwan in einem Dropdown-Menü auf ihrer chinesischen Homepage aufgelistet zu haben. Gleiches galt für den Medizintechnik-Konzern Medtronic. Die Firmen sollten Entschuldigungen veröffentlichen und die Inhalte auf ihrer Webseite veröffentlichen, wies die Behörde an.

Zudem forderte die chinesische Luftfahrtbehörde die Fluggesellschaft Delta zu einer Entschuldigung auf. Die US-Airline hatte Tibet und Taiwan auf ihrer Webseite als eigene Länder angeführt. Alle ausländischen Fluggesellschaften, die Strecken nach China betreiben, müssten "unverzüglich eine umfassende Untersuchung ihrer Websites und Apps durchführen und sich strikt an die Gesetze und Vorschriften halten, um ähnliche Vorfälle zu verhindern", teilte die Behörde mit.

Die Führung in Peking betrachtet die demokratische Inselrepublik Taiwan als abtrünnige Provinz und behandelt Taiwanesen häufig wie eigene Staatsbürger. Hongkong und Macao standen lange unter ausländischer Kolonialherrschaft und sind seit rund zwanzig Jahren unter dem Prinzip "Ein Land, zwei Systeme" mit einigen Autonomierechten wieder unter chinesischer Kontrolle. Auch Tibet ist ein heikler Punkt für die Führung in Peking: China annektierte das Gebiet 1950. Seitdem gibt es immer wieder offene Proteste gegen die chinesische Führung in der Himalaya-Region.

(maka)

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