Roger Torrent: Der Spielmacher der Katalanen

REUTERS/Albert Gea
  • Drucken

Der neu gewählt Parlamentschef soll Ex-Regionalchef Carles Puigdemont die Wiederwahl ermöglichen. Doch dazu braucht der New-Comer Überzeugungskraft.

Kataloniens Separatisten konnten sich am Mittwoch während der konstituierenden Sitzung bei der Wahl des Parlamentspräsidiums durchsetzen. Kataloniens neuer Parlamentspräsident heißt Roger Torrent.

Damit kommt dem erst 38-jährigen Politologen nun eine Schlüsselrolle bei der Regierungsbildung zuteil. Er und sein Parlamentsvorstand könnten die Parlamentsregeln modifizieren, damit sich der im belgischen Exil befindliche Präsidentschaftskandidat Carles Puigdemont doch noch per Videokonferenz der Wiederwahl stellen kann, wogegen Madrid vor dem Verfassungsgericht Einspruch erheben will. Dem abgesetzten Ministerpräsidenten droht bei seiner Rückkehr nach Spanien die Verhaftung, weil er wegen der Unabhängigkeitsbestrebungen der Region unter anderem der Rebellion beschuldigt wird.

Torrent deutete bereits an, dass es in den Parlamentsstatuten viel Interpretationsspielraum gebe. Der Vater von zwei Töchtern gehörte in den vergangenen Jahren zu den Newcomer-Stars bei den separatistischen Linksrepublikanern (ERC). Der Mann mit dem Hipster-Bart war unter anderem Verantwortlicher seiner Partei für die Wahlkampagne zu den Regionalwahlen vom 21. Dezember und in der vergangenen Legislaturperiode Sprecher der regierenden Parteiallianz Junts per Si (Gemeinsam für das Ja).

Vertrauter Puigdemonts

Torrent wurde schon mit 20 Jahren in den Stadtrat seiner Gemeinde Sarria de Ter gewählt. Wenige Jahre später wurde er zum Bürgermeister der katalanischen Kleinstadt in der Nähe von Girona, wo Carles Puigdemont Bürgermeister war. Sie kennen einander gut, vertrauen einander.

Der überzeugte Separatist schmückte sogar seinen Weihnachtsbaum mit gelben Kugeln. Gelbe Schleifen sind derzeit in Katalonien das Protestsymbol für die Freilassung der "politischen Gefangenen", zu denen unter anderem auch Torrents Parteivorsitzender Oriol Junqueras gehört, der wegen seiner Beteiligung am Unabhängigkeitsprozess derzeit bei Madrid in Untersuchungshaft sitzt und sich bei der heutigen Wahl vertreten ließ.

Um zu erreichen, dass Puigdemont per Videokonferenz sein Regierungsprogramm vorstellen und gewählt werden kann, muss Torrent nun strategisch clever vorgehen. Doch als bekennender Fan des Polit-Thrillers "House of Cards" dürfte er ja vielleicht von Frank Underwood (Kevin Spacey) gelernt haben, wie man geschickt hinter den Kulissen die Fäden zieht und seine Gegner ausspielt.

(APA)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Außenpolitik

Katalonien: Parlament ernennt Puigdemont zum Regionalpräsidenten

Carles Puigdemont will Katalonien aus dem Exil aus regieren. Die spanische Regierung aber stemmt sich dagegen. Das Oberste Gericht lehnte einen neuen europäischen Haftbefehl ab.
Archivbild: Carles Puigdemont
Außenpolitik

Puigdemont will nach Kopenhagen: Spaniens Justiz droht mit Haftbefehl

Der katalanische Ex-Regionalchef will in Kopenhagen an einer Diskussion teilnehmen. Spanien will den europäischen Haftbefehl wirder aktivieren, falls der das belgische Exil verlässt.
Hardliner-Separatist Roger Torrent (Mitte) ist neuer katalanischer Parlamentspräsident.
Außenpolitik

Kommt der Rebell zurück?

Katalonien. Erstmals seit der vorgezogenen Regionalwahl im Dezember trat das katalanische Parlament in Barcelona zusammen. Ein Separatist wird neuer Parlamentschef.
Außenpolitik

Katalonien: Unabhängigkeitsbefürworter ist neuer Parlamentspräsident

Bei der ersten Sitzung des Regionalparlaments fahren die Separatisten einen ersten Sieg ein. Nun muss Roger Torrent entscheiden, ob Puigdemont ein weiteres Mal zum Regionalchef gewählt wird.
Carles Puigdemont
Außenpolitik

Katalonien: Regiert Puigdemont bald als „Skype-Präsident“?

Der Ex-Premier sitzt im Exil in Brüssel.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.