Wie die Fitness-App Strava US-Stützpunkte verrät

Strava zeigt auf seiner "Heat-Map" starke Lauf-Aktivität in einer wenig bewohnten Gegend in Syrien.
Strava zeigt auf seiner "Heat-Map" starke Lauf-Aktivität in einer wenig bewohnten Gegend in Syrien.Strava/Screenshot
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Eine öffentlich aufrufbare Karte zeigt Laufrouten aller Nutzer von Strava - auch von US-Soldaten im Irak und in Syrien. Terroristen könnten sich diese Daten zu Nutze machen.

Wer etwas für seine Fitness tut, eine Runde laufen geht und dabei die Fitness-App Strava benutzt, hinterlässt eine Spur. Denn die Laufrouten wird von Strava in sogenannten "Heat-Maps" gesammelt. Damit kann jeder sehen, wo auf der Welt in welchen Gegenden am häufigsten Sport mit der App betrieben wird. Eine technische Spielerei, die die US-Truppen in heiklen Einsatzgebieten allerdings in Bedrängnis bringen. Denn wo in eigentlich von Menschen verlassenen Gegenden besonders gerne im Kreis gelaufen wird, könnte sich eine Militärbasis befinden.

Auf der öffentlich im Internet zugänglichen Karte sind Laufrouten in Syrien, dem Irak und Afghanistan zu sehen. Das Pentagon nehme die Angelegenheit "sehr ernst" und überprüfe die Richtlinien für Militärangehörige in den USA und im Ausland, sagte eine Sprecherin.

Die aktuellen Veröffentlichungen zeigten die Notwendigkeit für Soldaten, sensibel mit den eigenen Daten umzugehen, sagte Pentagonsprecherin Audricia Harris. Das Pentagon empfehle "öffentliche Profile im Internet auf ein Minimum zu beschränken". Das gelte auch für die sozialen Medien, erklärte sie. Das Verteidigungsministerium werde prüfen, "ob zusätzliches Training oder Beratung notwendig ist, und ob zusätzliche Richtlinien entwickelt werden müssen".

Enthüllt hatte die für die US-Soldaten unangenehme Angelegenheit Nathan Ruser, der sich für das "Insitute for United Conflict Analysts" mit Daten aus dem Irak und aus Syrien beschäftigt. Er suchte nach Anzeichen militärischer Aktivität in bestimmten Region und wurde dank Strava fündig.

Manche Routen fallen auf

Die betreffende Karte der Firma Strava Labs zeigt die Bewegungen ihrer App-Nutzer auf der ganzen Welt. Während einige Gegenden von vielen visualisierten Routen hell erleuchtet sind, stechen die Strecken in weniger frequentierten Regionen deutlich ins Auge. So ist die Karte des Irak größtenteils dunkel. Doch einige Militärstützpunkte der USA und ihrer Verbündeten im Krieg gegen die Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) sind klar zu erkennen.

Während die Standorte einiger dieser Stützpunkte allgemein bekannt sind, zeigt die Strava-Karte auch Routen, die von Militärangehörigen zu stammen scheinen, die sich außerhalb der Stützpunktmauern bewegten. Auch weniger bekannte kleine Lager im Nord- und Westirak sind durch die Karte identifizierbar - Informationen, die für die Planung von Anschlägen und Hinterhalten verwendet werden könnten.

"Nachvollziehbarkeit von Bewegungen"

"Viele Leute werden sich am Montag Vorträge anhören müssen", schrieb Sicherheitsanalyst Tobias Schneider über den Kurzbotschaftendienst Twitter mit Bezug auf die App-Nutzer unter den US-Soldaten. "Stützpunkte sind unbeweglich und schwer zu verbergen", fügte er hinzu. Die Nachvollziehbarkeit von Bewegungen sei in diesem Zusammenhang die größte Bedrohung.

Die Angelegenheit hätte allerdings recht einfach vermieden werden können. Wie Strava mitteilte, könnten Kunden mit einer Datenschutz-Einstellung die Teilnahme am Kartenprojekt ablehnen.

>>> Zur "Heat-Map" von Strava

(APA/AFP)

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