Äthiopien: China lässt "Geschenk" verwanzen

(c) REUTERS (Tiksa Negeri)
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Peking soll das Hauptquartier der Afrikanischen Union zuerst finanziert, später verwanzt haben. Beamte weisen die Vorwürfe zurück.

Wien/Addis Abeba. Das glänzende Gebäude mit schön gepflegtem Rasen galt als Zeichen des wachsenden Einflusses Chinas in Afrika: Unter großem Getöse eröffnete die Afrikanische Union (AU) 2012 ihr Hauptquartier in der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba, das die Volksrepublik zur Gänze finanzierte: 200 Millionen Dollar ließ sich Peking das Gebäude damals kosten. Mit dem „Geschenk“ an die AU sollten die Verbindungen zwischen Afrika und China weiter gefestigt und ausgebaut werden, hieß es damals.

Doch die chinesischen Gelder entpuppten sich als trojanisches Pferd, berichtet die französische Zeitung Le Monde unter Berufung auf anonyme Quellen: China soll die Aktivitäten im Gebäude fünf Jahre lang abgehört haben. In der Zeit seien Daten von Computern in dem Hauptsitz der Internationalen Organisation, die auch von China bereit gestellt worden seien, jede Nacht auf Server in Shanghai übertragen worden.

Nachdem Mitarbeiter die Hackattacke im Jänner 2017 entdeckt hatten, seien IT-System und Server ausgetauscht worden. Bei einer anschließenden Razzia seien auch Wanzen und in Wänden und in Tischen versteckte Mikrofone entdeckt worden.

China und die Afrikanische Union weisen die Vorwürfe zurück. „Spionage ist nicht die Spezialität der Chinesen“, sagte Ruandas Präsident Paul Kagame, heuer AU-Vorsitzender, zu dem Bericht. Sein einziges Bedenken sei, dass die afrikanischen Staaten nicht in der Lage gewesen seien, das Gebäude selbst zu bauen. Der chinesische Botschafter in der Union, Kuang Weilin, reagierte schärfer: Der Artikel sei „absolut absurd“. Mit der Meldung werde versucht, die Beziehungen zwischen China und Afrika zu torpedieren. Afrikaner seien über das Engagement aus dem Osten glücklich. Dem Westen aber sei es nicht geheuer.

Nicht nur in Addis Abeba, auch in anderen Teilen des Kontinents gibt es chinesische Investitionen für Brücken, Straßen, Schienen und Häfen. China ist der größte Handelspartner Afrikas. Schon vor Jahren haben chinesische Unternehmer und Firmen den afrikanischen Markt für sich entdeckt. Hier können sie ihre Produkte absetzen – und ihre Produktion auslagern. (red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.01.2018)

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