Florida: Parlament stimmt gegen Waffengesetz - Schüler weinen

Students from Marjory Stoneman Douglas High School meet with Florida state legislators in Tallahassee
Students from Marjory Stoneman Douglas High School meet with Florida state legislators in TallahasseeREUTERS/Colin Hackley
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Zuerst ein Gebet für die Opfer des Amoklaufs in einer Schule, dann die Abfuhr: Abgeordnete in Florida wollen kein Verbot halbautomatischer Gewehre. Die Überlebenden sind entsetzt.

Die Tagung des Parlaments in Florida am Dienstag begann mit einem Gebet für Opfer des Schulmassakers von Parkland. Wenige Augenblicke gedachten die Politiker der 14 Schüler und drei Erwachsenen, die durch die Schüsse eines 19-Jährigen ihr Leben verloren - abgefeuert aus einer halbautomatischen Waffe. Kurz darauf stimmten sie ab.

Und das Ergebnis des Votums war eindeutig: 71:36. Mit großer Mehrheit lehnte das Plenum ein Gesetz, das ein Verbot bestimmter halbautomatischer Gewehre, etwa des Typs AR-15, und großer Magazine, bedeutet hätte, ab. Mit 18 Jahren hatte der Amokläufer Nicolas Cruz ein genau solches Gewehr von einem lizensierten Waffenverkäufer erworben.

Oben in den Zuschauerrängen des Parlaments in Tallahasse brachen Schüler, die die Tat miterlebt hatten, in Tränen aus. "Wenn es wieder ein Massaker gibt, wird es Ihre Schuld sein", sagte die 16-jährige Sheryl Acquaroli laut dem TV-Sender CNN an die Abgeordneten gerichtet. "Sie hatten heute die Chance, damit aufzuhören." Die nächste Person, die durch eine AR-15 getötet werde, gehe auf das Konto der 71 Abgeordneten, die das schärfere Waffengesetz abgelehnt hätten. "Es schien herzlos, wie sie sofort den Knopf drückten, um Nein zu sagen."

Schüler aus Maryland wollen Kongress zur Rede stellen

Wenige Stunden zuvor noch waren die Schüler optimistisch gewesen. "Wir sind hier, um sicherzustellen, dass das niemals wieder passieren wird", sagte die 19-Jährige Tyra Hermans bei ihrer Ankunft in der Hauptstadt Floridas. "Wir sind müde und erschöpft von diesen dummen Waffengesetzen."

Nationale Aufmerksamkeit hatte der Schülerprotest durch die 18-jährige Emma Gonzalez erhalten. Mit einer emotionalen Rede gegen die mächtige Waffenlobby NRA und die Profiteure der Waffenindustrie in der Politik hatte sie sich zum Gesicht des Schüleraufstands gemacht. "An jeden Politiker, der Spenden von der NRA annimmt: Schande über euch!", hatte sie bei einer Demonstration in Fort Lauderdale gerufen. "Sie sagen, dass striktere Waffengesetze nichts an Waffengewalt ändern würden - wir nennen das BS!" BS ist die Abkürzung für Bullshit, ein Wort, das in den USA gerne zensiert wird.

Auch in anderen Bundesstaaten wächst der Protest gegen die Waffengesetze. Aus dem Bundesstaat Maryland wollen sich am Mittwoch junge Menschen auf den Weg nach Washington machen, um Abgeordnete im Kongress zur Rede zu stellen. Und für den 24. März haben die Schüler der Parkland-Schule eine Demonstration in Washington angekündigt.

Clooneys unterstützen "Marsch für unsere Leben"

Die Demo wird von diversen Prominenten unterstützt, darunter dem Filmstar George Clooney und seiner Frau, der Menschenrechtsanwältin Amal Clooney. Sie wollen 500.000 Dollar (405.000 Euro) für den Protestmarsch spenden, wie der Schauspieler ankündigte. Auch die TV-Moderatorin Oprah Winfrey und Regisseur Steven Spielberg kündigten am Dienstag an, den "Marsch für unsere Leben" mit einer halben Million Dollar zu unterstützen.

Winfrey erklärte, die Mobilisierung erinnere sie an die Proteste gegen Rassendiskriminierung in den 1960er-Jahren. Spielberg unterstützt die Schülerdemonstration gemeinsam mit seiner Frau, der Schauspielerin Kate Capshaw. Auch der Produzent Jeffrey Katzenberg und seine Frau Marilyn sagten eine Spende von 500.000 Dollar zu.

US-Präsident Donald Trump zeigte sich am Dienstag angesichts der Schülerproteste zu kleinen Änderungen im Waffenrecht bereit. Das Justizministerium arbeite auf seine Anweisung hin an einem Verbot der sogenannten bump stocks, teilte er mit. Dies sind Aufsatzvorrichtungen, die halbautomatische in vollautomatische Gewehre umfunktionieren. Außerdem unterstützt Trump eine effektivere Durchleuchtung von Waffenkäufern. Der 19-jährige Täter in Florida hatte seine Waffe nicht mit einem bump stock aufgerüstet.

>>> Bericht auf "CNN"

(red.)

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