Das neue Netzwerk der Gülenisten

Seit einigen Monaten in Wien: Der Gülen-Anhänger hat hier einen Asylantrag gestellt, die türkischen Behörden haben seinen Pass annulliert.
Seit einigen Monaten in Wien: Der Gülen-Anhänger hat hier einen Asylantrag gestellt, die türkischen Behörden haben seinen Pass annulliert.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Seit dem Putschversuch in der Türkei sind Tausende Anhänger des islamischen Predigers Gülen geflohen – auch nach Österreich. Hier wollen sie ihre Version der Geschichte erzählen.

Ziemlich genau ein Jahr und sieben Monate nach dem blutigen Putschversuch in der Türkei riss die Strömung im Grenzfluss Evros/Mariza vor einigen Tagen ein Boot mit und mit ihm eine Türkin sowie ihre beiden Söhne im Alter von drei und elf Jahren. Vermutlich befanden sich mehr Menschen auf dem Boot, der Mann und Vater der ertrunkenen Familie galt bis zuletzt als vermisst. Von der Frau weiß man, dass sie eine 36-jährige Lehrerin war, kurze Zeit vor ihrer Flucht vom Dienst entlassen wurde, und vermutlich wollte sich die Familie nach der Flucht in Griechenland niederlassen.

Wenige Tage später erreichte ein Boot die kleine griechische Insel Inousses, unweit von Izmir. 17 türkische Staatsbürger, darunter sechs Kinder, stellten sofort nach ihrer Ankunft einen Asylantrag. Im vergangenen Jahr haben mehr als 1800 türkische Staatsbürger Schutz in Griechenland gesucht, das waren zehnmal so viele wie im Jahr davor. Ein Jahr und sieben Monate nach dem Putschversuch wird die „Säuberungswelle“ in der Türkei unbeirrt fortgesetzt, und überproportional oft sind nach wie vor die Anhänger des islamischen Predigers Fethullah Gülen betroffen; die Regierung sieht ihn als Drahtzieher des geplanten Umsturzes. Tausende Anhänger sind in Haft, Tausende haben ihre Arbeit verloren, Ankara hat die Bewegung mit dem Akronym Fetö zur Terrororganisation erklärt. Dabei galten die AKP und die islamische Bewegung noch vor wenigen Jahren als unzertrennliche Zweckgemeinschaft, die sich gegenseitig in die Höhe hievten. Heute führt das Zerwürfnis zwischen Präsident Recep Tayyip Erdoğan und Gülen das ganze Land am Gängelband.

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