Jerusalemer Kirchenstreit: Israel legt umstrittene Pläne auf Eis

Glaeubige vor der geschlossenen Grabeskirche in Jerusalem February 26 2018 Jerusalem Israel Wor
Glaeubige vor der geschlossenen Grabeskirche in Jerusalem February 26 2018 Jerusalem Israel Worimago/ZUMA Press
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Die Grabeskirche soll laut Palästinensern am Mittwoch wieder öffnen, nachdem die umstrittenen Vorhaben vorerst zurückgezogen wurden. .

Nach der Schließung der Grabeskirche in Jerusalem lenkt Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu im Streit mit den Kirchen ein. Er kündigte an, ein umstrittenes Gesetzesvorhaben sowie konkrete Steuerforderungen der Stadt Jerusalem an die Kirchen auf Eis zu legen, wie sein Büro am Dienstag mitteilte.

Hanna Issa, Berater von Palästinenserpräsident Mahmoud Abbas (Abu Mazen) für christliche Angelegenheiten, teilte am Abend mit, die Grabeskirche werde am Mittwoch ab 4.00 Uhr morgens (3.00 Uhr MEZ) wieder für Pilger geöffnet sein. Er betrachte das Einfrieren der Forderungen und Pläne als einen Sieg. Zudem sei es "eine Lektion für Israel, nicht mit den religiösen Orten herumzuspielen, egal ob sie christlich oder muslimisch sind".

Es solle zunächst Verhandlungen mit allen Beteiligten geben, hieß es in einer Mitteilung aus Netanyahus Büro am Dienstag. Aus Protest gegen den Gesetzesentwurf sowie die Steuerforderungen hatten Kirchenoberhäupter am Sonntag die Grabeskirche bis auf Weiteres geschlossen.

Lösungsvorschlag noch offen

Die Stadtverwaltung von Jerusalem verlangt von den christlichen Kirchen die nachträgliche Versteuerung von Einnahmen aus Geschäften, die als kommerziell eingestuft werden. Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat beziffert die Steuernachforderung auf rund 152 Millionen Euro. Die Kirchen hingegen beharren auf ihrer Steuerbefreiung.

Weiterer Streitpunkt ist ein geplantes neues Bodenrechts-Gesetz. Damit will die Regierung nach eigenen Angaben den Status israelischer Bürger sichern, deren Häuser auf Grundstücken errichtet sind, die im Besitz der griechisch-orthodoxen Kirche waren und von dieser an private Investoren verkauft wurden. Die Kirchen fürchten, dass die Reform die Enteignung von Kirchenland ermögliche.

Die Grabeskirche ist eine der heiligsten Stätten des Christentums. Dort soll Jesus gekreuzigt, begraben worden und wiederauferstanden sein. Die Kirche zieht täglich zahlreiche Besucher an. Wegen der Schließung standen in den vergangenen Tagen tausende Pilger und Touristen vor verschlossenen Türen.

Jerusalems Bürgermeister Nir Barkat habe sich mit Netanyahu in der Steuerfrage darauf geeinigt, mit mehreren Ministerien eine Lösung zu erarbeiten und mit den Kirchenvertretern zu sprechen, teilte Netanyahus Büro mit.

(APA)

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